Artikel aus dem Kreisboten vom 21. Juli 2004
Rubrik:
LANDKREIS


2,45 Millionen Euro mehr


Westumfahrung wird teurer als geplant / Stadt und Landkreis halten am Projekt fest
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31 Meter lang soll die Westtangenten-Brücke über die Verbindungsstraße Söcking-Andechs werden.   aj/Foto: Jaksch

Von ANDREA JAKSCH
Landkreis/Starnberg - Die Westumfahrung für Starnberg wird 2,45 Millionen Euro teurer als ursprünglich geschätzt. Grund: Zwei zusätzliche Brückenbauwerke, eine breitere Trasse und mehr Grunderwerb als geplant für notwendig werdende Ausgleichsflächen, lassen die Bausumme von 4,3 Millionen auf 6,75 Millionen Euro in die Höhe schnellen. Trotz der Kostenexplosion halten sowohl der Landkreis als auch die Stadt Starnberg an ihrem Projekt fest und stimmten in den entsprechenden Gremien mehrheitlich dafür, den Bau der Westtangente weiterzuverfolgen.
   Weil durch die geplante Trasse erheblich in die Natur eingegriffen wird, müssen im Gegenzug 11,4 Hektar als Ausgleich bereitgestellt und weitere vier Hektar bepflanzt werden. Zudem muss die Straße, die ursprünglich mit einer Breite von 6,5 Meter geplant war, aufgrund des hohen LKW-Anteils auf sieben Meter ausgebaut werden. Jörg Riedmaier vom Straßenbauamt München und Planer Dieter Gier, die den Starnberger Stadträten die Vorentwurfsplanung vorstellten, machten aber deutlich: "Wir wollten nicht allzu viel kaputt machen." Bei der Planung seien technische Belange immer den ökologischen untergeordnet gewesen.

So habe man die Trasse entlang der Nutzungsgrenzen von Wald- und Feldflur gelegt, um eine Zerschneidung der Flächen möglichst zu vermeiden. Das vorliegende Ergebnis bezeichneten sie trotz des problematischen Eingriffs als besten Kompromiss.
   Die Westtangente, mit der die Stadt Starnberg vom Verkehr aus Gilching Richtung Weilheim entlastet werden soll, wird von der Waldkreuzung an Hadorf vorbei bis nach Söcking führen und von dort weiter an die B 2 angebunden. Für Wanderer und Wildtiere sind drei Durchlässe vorgesehen - außerdem eine Feld- und Waldwegeüberführung. Die Straße zwischen Söcking und Perchting wird mit einer 31 Meter langen Brücke überfahren. Für die Söckinger wird es laut Berechnungen des Planers übrigens nicht lauter durch den zusätzlichen Verkehr: "Die Grenzwerte von 59 Dezibel am Tag werden unterschritten und von 49 Dezibel in der Nacht gerade erreicht", so Gier. Auch Lärmschutzsanierungen seien nicht erforderlich.
   In Punkto schnellen Baubeginns, machte Jörg Riedmaier allerdings keinerlei Hoffnung: "Frühestens im Jahr 2007" lautete seine vorsichtige Prognose. Er schätzte die Dauer des
Planfeststellungsverfahren auf eineinhalb Jahre sowie bei "normalem Verlauf" ohne Klagen gegen die Straße ein weiteres Jahr für den Erwerb des erforderlichen Grundes. Dem Grünen-Stadtrat Fritz Urban, der aufgrund seiner Meinung nach überörtlichen Bedeutung der neuen Verbindung auf ein Gerichtsverfahren wegen des "falschen Baulastträger" Landkreis anspielte, erteilte Riedmaier eine Abfuhr. "Das ist die tangentiale Verbindung und Verlegung der Kreisstraße STA 3", so der Baudirektor des Straßenbauamtes. Er war sich sicher, dass auch ein Gericht das so sehen wird.
   Nach Abzug der Fördergelder - man geht derzeit von nur noch rund 40 Prozent Zuschuss durch den Freistaat aus - bleiben sowohl für Landkreis und Stadt Starnberg Kosten in Höhe von jeweils rund zwei Millionen Euro. Der Kreis müsste diese Summe angesichts seiner angespannten Haushaltslage über Kredite finanzieren - was sovoel heißt, dass bei einer 20-jährigen Tilgung jährlich Zinsbelastungen von 160.000 Euro anfielen, die wiederum über die Kreisumlage von den Gemeinden zu finanzieren wären.