Starnberger Merkur vom 14. Juli 2004

Ohne Westumfahrung
ginge gar nichts mehr

Kreis hält an Projekt fest - Sparen bei Grunderwerb
VON MICHAEL STÜRZER

Starnberg - Der Landkreis will trotz einer Kostensteigerung von rund 50 Prozent an der Westumfahrung Starnbergs festhalten. Der Verkehrsausschuss billigte die vom Straßenbauamt vorgelegten Detailpläne und sprach sich für ein Planfeststellungsverfahren aus. Voraussetzung ist jedoch, dass die Stadt die Hälfte der Kosten trägt.

   Objektiv betrachtet hatte der Ausschuss unter Vorsitz von Vize-Landrat Karl Roth keine Wahl. Die Westumfahrung, die die Staatsstraße von der B 2 durch die Maisinger Schlucht zur Straße Perchting-Söcking und über diese hinweg durch den Wald östlich am Naturdenkmal Galgenberg vorbei zur Kreisstraße Hadorf-Mamhofen verlängert, ist nämlich fester Bestandteil aller Lösungsansätze fürs

Starnberger Verkehrsproblem. Darauf wies Reinhard Dirr (SPD), zugleich Stadtrat in Starnberg, bei der Debatte gestern ausdrücklich hin. Die derzeit in der Prüfung befindliche OPLA/von Redwitz-Trasse schließt an die Umfahrung an; der B 2-Tunnel setzt die Westumgehung voraus, wenn auch der aus Gilching und Andechs heranrollende Verkehr nicht mehr durch die Stadt fahren soll. Die Umfahrung werde in Verbindung verkehrsleitenden Maßnahmen durchaus entlastend wirken. Das stellte Anne Franke (Grüne) erneut in Zweifel und forderte ein Ende des Projektes, das "sehr viel Natur zerstört".
   Jörg Riedmaier vom Straßenbauamt und Planer Dieter Gier machten deutlich, es gebe "in diesem sehr empfindlichen Gebiet" nur am wenigsten problematische, jedoch keine problemlosen Lösungen. Die nun im Detail geplante Trasse führe an Wald- und Flurgrenzen entlang,

wodurch verhindert werde, dass unwiederbringliche Biotope zerstört würden. Allerdings müssen ausgedehnte Ausgleichsflächen angelegt werden. Gier zufolge habe sich durch mehrere Gutachten herausgestellt, dass eine Straße östlich des Galgenberges die verhältnismäßig beste Lösung sei. Die Mehrkosten - die Umfahrung soll 6,75 Millionen Euro kosten, erste Schätzungen waren von 4,3 Millionen ausgegangen; etwa 40 Prozent wird der Freistaat beisteuern - seien Folge zweier zusätzlicher Brücken und weiterer Flächenankäufe.
   Helmut Wagner (CSU) pochte darauf, dass man eher städtische und Kreis-Grundstücke in Hadorf als Ausgleichsflächen verwende, statt neue zu kaufen. Roth brachte die Lage auf den Punkt: Es gibt keine Verkehrslösung für Starnberg, die uns nicht weht tut."


Siehe auch: Leserbrief Kostspielige Kungelei

Anmerkung

Zitat aus obigem Artikel: "... der B 2-Tunnel setzt die Westumgehung voraus, wenn auch der aus Gilching und Andechs heranrollende Verkehr nicht mehr durch die Stadt fahren soll."

Der aus Andechs heranrollende Verkehr verdient es nicht, hier erwähnt zu werden, denn er würde über die bereits heute vorhandene "Maxhof-Straße" (St. 2563) zum B 2-Tunnel fließen, unabhängig davon, ob die Westtangente gebaut wird oder nicht.
Der aus Gilching heranrollende Verkehr könnte zwar über die Westtangente zum Tunnel gelangen und durch diesen zur Starnberger Autobahn (A952), aber das erscheint doch fragwürdig hinsichtlich Umweg, Treibstoffverbrauch, Akzeptanz, Abgasen und Lärm.


Durchgangsverkehr Starnberg
Hauptanteil: B 2 und Possenhofener Straße
(Resultat umfangreicher Verkehrsbefragungen an sieben Ein-und Ausfallstraßen Starnbergs im Sommer 2002; entnommen aus dem Kurzak-Gutachten 2003, Abbildung 1)

Nein, der B 2-Tunnel kann sehr wohl seinen Beitrag zur Entlastung Starnbergs leisten, auch ohne die Westtangente. In seinem Gutachten vom Jahr 2001 hat Professor Harald Kurzak noch die beiden Fälle B 2-Tunnel ohne und mit Westtangente untersucht und eine kaum spürbare Entlastung Starnbergs durch die Westtangente festgestellt.
Details siehe Kurzak-Gutachten 2001.

Für den Durchgangsverkehr von und nach Gilching (Hanfelder Straße in Starnberg) ist der B2-Tunnel keine Lösung, aber man darf von einer Verkehrslösung nicht erwarten, dass sie alle Probleme gleichzeitig löst ...
... sonst bekommt man am Ende nur wieder eine "Fischerhütte".

Siehe das Märchen "Vom Fischer und seiner Frau"
oder das russische Märchen "Der verzauberte Lindenbaum".