Antrag ohne SchadenStadt will alternative Trasse zwischen Gauting und Starnberg prüfen lassen |
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Starnberg - Wenn der Autobahn-Südring kommt,
dann will die Stadt Starnberg geprüft wissen, in wie weit eine alternative
Trasse zwischen Gauting und Starnberg möglich wäre und welche Entlastung
sie bringen würde. Mit einer knappen Mehrheit von 14:12 Stimmen setzte sich
der entsprechende Antrag der Bürgerliste in der Stadtratssitzung vor Weihnachten
durch. "Keiner, der heute die Hand hebt, legt sich in irgendeiner Weise fest", beruhigte Walter Jann von der Bürgerliste. Seiner Fraktion gehe es einzig und allein darum, "dabei zu sein, bevor der Zug abgefahren ist", sagte Jann. Wenn der Bayerische Landtag schon eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben habe und mit dem Gedanken eines Autobahn-Ringschlusses spiele, dann sollte die Kreisstadt mitreden und die Bürger Starnbergs nicht teilnahmslose Zuschauer sein. Jann geht davon aus, dass so oder so ein Autobahnring um München kommen muss. Zum einen weil schon heute mit zukünftigen Straßenverkehrsaufkommen gerechnet werde, die vom bestehenden Straßennetz nicht mehr aufgenommen werden könnten. Zum anderen prognostizierte Jann schon in wenigen Wochen durch die Erweiterung der EU um zehn Staaten eine dramatische Änderung der Situation. "Drei größere der neuen EU-Mitglieder, nämlich Tschechien, die Slowakei und Ungarn liegen nicht nur östlich der EU, sondern auch östlich von Bayern", so Jann. Fazit: München und damit auch dessen kleiner Satellit Starnberg liege direkt auf und zwar fast in der Mitte der Magistrale Paris-Wien-Budapest. Der Verkehr werde erheblich zunehmen. |
BLS-Stadtrat Walter Jann möchte
einen stadtnahen Autobahn-Südring, um das Würmtal zu entlasten. Die
Skizze zeigt den Vorschlag für einen Planungskorridor und die zu untersuchenden
Trassen.
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Kommentar:
"Erst
mal nur prüfen schadet ja nichts" so lautet das erste Salamischeibchen
so mancher Entwicklung, über die man später dann denkt "das wollten
wir eigentlich nicht".
Da wehren sich Anrainer-Gemeinden eines diskutierten Autobahn-Südrings nach
Kräften gegen dieses Damoklesschwert ... und was macht Starnberg? ... es
bietet sich geradezu an ...
Jetzt hat Starnberg schon eine eigene Autobahn - ein durchaus zweischneidiges
Privileg - und nun soll es noch eine bekommen? ... noch dazu durch's Mühlthal?
Soll es hier bald so aussehen, wie in der Umgebung von Düsseldorf?
Es bleibt zu hoffen, dass höhere Stellen Starnbergs jüngsten Schildbürgerstreich
nicht ernst nehmen, nicht nur wegen der zusätzlichen Baukosten, sondern auch
damit die Benutzer eines Autobahn-Südrings (vielleicht Zigtausende täglich,
die ja keineswegs alle etwas mit Starnberg am Hut haben) nicht alle einen "Schlenker"
an uns vorbei machen müssten. Solche Umweg-Planung erinnert ja schon an die
OPLA-Umfahrung ...
Noch mehr aber bleibt zu hoffen, dass das Gespenst Autobahn-Südring
wieder in Mittelerde verschwindet. Wie hieß es doch neulich so schön
im "Scheibenwischer": Wenn ein Statistiker jemanden beim Suppe-essen
beobachtet, kann er sogleich berechnen, welch riesige Menge Suppe er im Laufe
seines Lebens noch essen wird ...
Auch im Verkehrsbereich ist der Schluss von der Vergangenheit oder Status-quo
auf die Zukunft nicht zulässig. Wer die Zeichen der Zeit zu lesen versteht,
wie Klimaveränderungen (Stürme, Flut 2002, Dürre 2003 ...) oder
knapper werdende Ölreserven (siehe z.B. aktueller Artikel Weniger
Ölreserven bei Shell; Quelle: Spiegel
oder Das
Maximum der Ölförderung ist nahe!), dem wird klar, dass wir uns
auf weniger Autofahren einstellen werden - ob freiwillig oder gezwungenermaßen
- und nicht in irgendeiner fernen Zukunft, sondern nach nicht viel längerer
Zeit, als auch bis zur Fertigstellung des Südringes vergehen würde.
Wer einen Autobahn-Südring um München für unausweichlich hält
und einer immer weiteren Verkehrszunahme - etwa durch die EU-Erweiterung - nichts
entgegenzusetzen weiß, sondern davor kapituliert, beweist nicht gerade Fantasie
und Weitsicht.
16. Januar 2004
Wolfram Zucker
Siehe auch: ödp kündigt Proteste an