Artikel aus dem Kreisboten vom 29. Oktober 2003
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Voting für das »Machbare«


Sondersitzung zur Verkehrsentwicklung: Starnberger Stadtrat hält am B2-Tunnel fest
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Rund 70 Zuhörer verfolgten in der Sondersitzung des Stadtrats die Diskussion über die künftige verkehrliche Entwicklung der Kreisstadt.   aj/Foto: Jaksch

Von ANDREA JAKSCH
Starnberg - Trotz der momentan "gravierenden Mängel und des Fiaskos" an den Tunnelportalen (O-Ton Tim Weidner/SPD), hält die Mehrheit im Stadtrat Starnberg weiter am geplanten B 2-Tunnel fest (22:7 Stimmen) - auch die Gleise am Bahnhof See bleiben oberirdisch (26:3 Stimmen). Mit dieser Entscheidung wurden in einer Sondersitzung am vergangenen Montag die Weichen für die künftige Verkehrsentwicklung der Kreisstadt gestellt.
   18 Monate nach Beginn des bürgeroffenen Entscheidungsprozesses (und um etwa 150.000 Euro ärmer) kommt der Stadtrat nun genau zum selben Ergebnis wie zu Beginn der Runden Tische: Der B 2-Tunnel sei das einzig "Machbare". Weil sich die Stadt aber "Wünschenswertes" nicht verbauen will, soll die OPLA/von Redwitz-Umfahrung "nicht aus den

Augen verloren" werden. Mit 22:7 Stimmen votierten die Stadträte dafür, eine Kosten/Nutzen-Analyse für die Umfahrung zu erstellen, um diese Verkehrslösung beim Erörterungstermin zum Abschluss des B 2-Tunnel-Planfeststellungsverfahrens parallel prüfen zu können.
    Dem Projekt wurde an den Runden Tischen ein hohes städtebauliches Potenzial bescheinigt. Außerdem "ziehe" es sowohl Durchgangsverkehr als auch "hausgemachten Verkehr" aus der Stadt. Obwohl die Umfahrung durch wertvolles FFH-Gebiet führt, warnte Starnbergs dritter Bürgermeister Holger Knigge (SPD), sich davon abschrecken zu lassen: "Wir sollten uns das noch genauer anschauen", so Knigge.
  Sang- und klanglos wurde das Bahn- und Seetunnelprojekt von Alexander Walther beerdigt. Die FDP/Parteifreien (Iris Ziebart, Hans-Peter Tauche und Benedikt Struppler) stimmten als einzige für dieses Vorhaben.Die Liberalen wunderten sich über die
Stellungnahmen der Fraktionen, die nahezu identisch mit denen vor den Runden Tischen waren, und forderten aufgrund der "Unbeweglichkeit" des Stadtrates einen Bürgerentscheid zu allen Verkehrslösungen. Der Antrag wurde nach kurzer Diskussion mit 3:25 Stimmen abgeschmettert. Die Mehrheit der Stadträte gab der Verwaltung recht, die das Projekt 2008 an der Grenze des technisch Machbaren sah und diese Verkehrslösung weder aus dem Haushalt der Stadt noch als Maßnahme des Bundes für finanzierbar hält.
   Um künftigen Generationen dennoch in punkto barrierefreie Seeanbindung keine "Jahrhundertchance" zu verbauen, will man nun auch die Realisierbarkeit für die kurze Bahntunnellösung von Helmut Blum prüfen lassen. Festhalten wird die Stadt auch am Bau der Westspange. Wie erwartet stimmten nur FDP und Grüne dagegen.          aj