Leserbrief aus der Starnberger SZ vom 24. Oktober 2003


100 Millionen Euro
für den ÖPNV

Zum Artikel "B2-Tunnel hat für Stadt weiter Priorität", vom 21. Oktober:

   100 Millionen Euro für den öffentlichen Nahverkehr das wäre ein Traum. Man könnte damit endlich ein sinnvolles Mobilitätskonzept für Starnberg durchsetzen, man könnte ... Egal, es ist ein Traum, vor allem weil vom Bund Geld sowieso nur für den Straßenbau kommt. Irgendwie ahnen zwar alle, dass, wer Straßen baut, Autoverkehr ernten wird, noch mehr Autoverkehr, dem dann die neuen Straßen auch nicht mehr gewachsen sind, so dass der Ruf laut werden wird nach neuen Umgehungen, nach neuen Entlastungsstraßen, neuen Autobahnen und so weiter, bis eines Tages doch jemand auf die Idee kommt, das ganze Geld für ein sinnvolles Mobilitätskonzept ... egal ein Traum.
   Wir Starnberger stehen also vor der unangenehmen Entscheidung, eine von drei Straßenvarianten unterstützen zu dürfen. Aus taktischen Gründen reizt es natürlich die OPLA-Variante auszuwählen, weil die durch ein Naturschutzgebiet geht und deswegen die untere Naturschutzbehörde schon mal verlauten ließ: "diese Straße wird nie gebaut". Aber dass die Naturschutzbehörde ihrem Namen gerecht werden kann, ist angesichts der tag-täglichen Erfahrung auch nur ein Traum. Der Seetunnel? Die Gleichgültigkeit gegenüber der Gefährdung und Beeinträchtigung des Starnberger Sees ist erschreckend. Eigentlich sollte man meinen, dass spätestens nach Tschernobyl der Glaube daran, dass alles technisch machbare auch gut und sicher ist und Unfälle immer kalkulierbar und ihre Folgen immer reparierbar sind, selbst bei der Betonfraktion erschüttert ist. Andererseits ist die absolut unrealistische Finanzierung und die nicht vorhandene Unterstützung durch das Verkehrsministerium erfahrungsgemäß ein weit besserer Schutz vor der Realisierung als die untere Naturschutzbehörde. Und wenn der Seetunnel vom Stadtrat ausgewählt wird und dann kein Geld da ist, und die Investoren schon bei den Kosten für die Voruntersuchungen kalte Füße bekommen und dann keine Baugenehmigung erteilt wird, das Geld für den Amtstunnel aber in der Zwischenzeit wo anders verbaut ist ...
   Bleibt also nur der Amtstunnel. Denn nur diese Variante hat eine echte Aussicht auf Realisierung und wenn der Tunnel in zehn Jahren fertig ist, dann kann endlich die jetzige B 2 zu einer Gemeindestraße rückgestuft und endlich mit Radwegen ausgestattet werden. Wenn dieser kleine Umbau nicht am Geld scheitert, weil wir bis dahin ja auch die Westtangente haben werden, und der Tunnel dann überlastet ist und wir eine Umgehungsstraße für den Tunnel brauchen oder eine zweite Röhre.

Dr. Franz Sengl
Starnberg