Starnberger Merkur vom 24. Oktober 2003

Beraten statt bauen

Agenda-Vortrag: "Weiche Maßnahmen" zur Verkehrsreduzierung
   Starnberg (irl) - Anderswo habe sich gezeigt, dass Verkehrsbelastung allein durch "weiche Maßnahmen" um zweistellige Prozentbereiche reduziert werden könne. Das sagt Werner Brög, Geschäftsführer und wissenschaftlicher Leiter der Institutsgruppe Socialdata. Das Geheimnis des Erfolges liege darin, jeden Bürger individuell über ihm zur Verfügung stehende Alternativen zu informieren.
   Per Kurzvortrag machte Börg am Montag den Stadtrat mit den positiven Ergebnissen aus der Umsetzung seines Konzeptes in vielen Städten der Welt bekannt. Der motorisierte Individualverkehr betrage heute 56 Prozent der Gesamtbelastung. "Würde jeder Teilnehmer nur zwei Mal pro Woche auf eine Fahrt mit dem Auto verzichten, hätten wir die gleichen Verhältnisse

wie vor 20 Jahren", so Börg. Dabei müsse man sich auf die 33 Prozent der Autofahrer konzentrieren, die dem Pkw anhängen, obwohl es bei ihnen keine Sachzwänge gibt und die Alternativen - zu Fuß, per Rad oder ÖPNV - haben.

   Autofahrer individuell
   informieren

Die Erfahrung zeige, dass das Auto besser eingeschätzt werde als es tatsächlich sei, der Zeitaufwand für Fahrten mit dem ÖPNV umgekehrt schlechter beurteilt werde. Dies vor dem Hintergrund, dass 57 Prozent aller Fahrten fünf Kilometer nicht überschreiten, so Börg.
   Das in 13 europäischen Ländern laufende Modell knüpfe an folgenden Dingen an: dem persönlichen Kontakt, der Motivation des Einzelnen,

der individuellen Information, wie zum Beispiel der eigene Fahrplan aussehen könnte, und der Phase in der das neue Verhalten ausprobiert werden könne.
   Tim Weidner (SPD), selbst Mitglied der Agenda, die den Vortrag initiiert hat, gab seiner Hoffnung Ausdruck, "dass der Stadtrat einen positiven Bescheid gibt, wenn der Agenda-Lenkungskreis für derartige Maßnahmen um finanzielle Mittel bittet". Börg nannte Kosten von zehn bis 15 Euro pro Einwohner. Der Einsatz komme innerhalb von zwei Jahren durch höhere Erlöse dem ÖPNV zu Gute. Fritz Urban (Grüne) sah die 200 000 Euro für die von Börg vorgeschlagenen Maßnahmen sinnvoller angelegt als für die Westspange und will dafür 2004 Haushaltsmittel beantragen.