Starnberger SZ vom 22. Oktober 2003


Architekt Alexander Walther legt neues Gutachten vor
Seetunnel-Planer gibt nicht auf

Bürgermeister Pfaffinger: "Bei uns ist das Projekt abgeschlossen"

Von Sylvia Böhm-Haimerl

Starnberg - Alexander Walther, Ideengeber des Seetunnel-Projekts, hat die Berechnungen des Gutachterbüros Drees & Sommer widerlegt. Während eines Pressegesprächs legte er gestern ein unabhängiges Gutachten des Ebersberger Planungsbüros Gruber-Buchecker vor, in dem Walthers ursprüngliche Berechnungen als richtig bestätigt werden.

   "Man hat fortgesetzt mit falschen Zahlen operiert", kritisierte der Mitinitiator des Seetunnel-Projekts, Horst Stockmar, die Beurteilung des Seetunnelsbei den Runden-Tisch-Veranstaltungen. Nun soll mit dem Gutachten Walthers Ruf wieder gerade gerückt werden. Nach Walthers Angaben wurde in dem von der Stadt in Auftrag gegebenen Gutachten des Büros Drees & Sommer "mit einer ganzen Latte gravierender Falschaussagen" operiert. Er möchte
diese Aussagen noch vor der Sondersitzung des Stadtrats am 27. Oktober richtig stellen. Der wesentliche Unterschied liegt in der Tunnellänge.
   Walther zeigte mit Hilfe des Gutachtens auf, dass er mit einer vorgegebenen Steigung von vier Prozent bei seiner Variante nur auf 965 Meter anstatt auf 1400 Meter kommt. Auch das Argument, wonach der Kreuzungspunkt von Bahn- und Seetunnel aus sicherheitstechnischen Gründen eine große Differenz aufweist, lässt er nicht gelten. "Einen Sicherheitsabstand gibt es nicht", betonte er. Man operiere hier mit "Fantasiezahlen".
   Beim Vergleich der Kostenangaben von 184,4 Millionen (Drees & Sommer) werden im Gutachten ebenfalls Walthers Berechnungen von 98 Millionen Euro bestätigt. Darüber hinaus ist laut Walther die Trasse im Norden falsch dargestellt worden. Bei der Bahntunnelvariante besteht Walther
ebenfalls auf seinen Berechnungen, wonach rund 100 000 Quadratmeter wertvolle Fläche am Seeufer frei würden. Bei einem Quadratmeterpreis für eine "absolut schallfreie" Fläche mit Seeblick könnte nach Stockmars Angaben beim Bau des Bahntunnels für die Stadt sogar eine "Nullsumme" herauskommen."Den Seetunnel als Luftschloss und an der Grenze des Machbaren zu bezeichnen, ist dreist", empörte sich Walther über die Beurteilung seines Projekts.
   "Bei uns ist das Projekt abgeschlossen, wir können den Prozess nicht uferlos weiterführen", sagte dazu Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger auf SZ-Anfrage. Während des bürgeroffenen Entscheidungsprozesses sei mit dem von Walther selbst zur Verfügung gestellten Material operiert und ständig angepasst worden. Das sei aussagekräftig genug, damit jeder Stadtrat am Montag seine Entscheidung treffen könne.