Starnberger SZ vom 21. Oktober 2003


Nach 18 Monaten "bürgeroffenem Entscheidungsprozess":
B2-Tunnel hat für Stadt weiter Priorität

OPLA-Umfahrung soll parallel untersucht werden / Seetunnel nicht finanzierbar

Von Sabine Bader

Starnberg - Die Stadtverwaltung will an der Tunnelplanung festhalten und auch die OPLA-Umfahrung weiter untersuchen; der Seetunnel für Straße und Bahn soll hingegen ad acta gelegt werden. Das ist grob das Ergebnis des bürgeroffenen Entscheidungsprozesses, über den der Stadtrat am Montag abstimmt.

   18 Monate hatten Bürger, Fachleute und Stadträte die Planungen verglichen, bewertet und neue Gutachten eingeholt. Rund 150 000 Euro hat der ehrgeizige Prozess gekostet, und er hat sich, wie Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger findet, auch gelohnt. Denn nun ist für alle nachvollziehbar, was geht und was nicht. "Natürlich", so Pfaffinger vor der Presse, "werden wir niemanden, der schon festgelegt ist, umstimmen können. Aber wir haben vielen Leuten Entscheidungshilfe gegeben".
Testsieger in Sachen Verkehrsentlastung ist klar die OPLA/Redwitz-Umfahrung. Es lasse sich eine starke Entlastungswirkung vom Ziel- und Quellverkehr erwarten, heißt es. Der Pferdefuß jedoch: Die Trasse führt durch das FFH-Gebiet; eine Befreiung ist laut Pfaffinger nur sehr schwer möglich. Aus Sicht der Stadtverwaltung sollte das Vorhaben weiter verfolgt und eine "prüfungsfähige Projektplanung" sowie eine Kosten-Nutzen-Analyse erstellt werden.
   Auch wenn sich die Entlastungswirkung des B 2-Tunnels hauptsächlich auf die Innenstadt erstreckt und weniger auf den Ziel- und Quellverkehr, hat er andere Vorzüge: Und die liegen in der jahrzehntelangen Planungszeit. Der Tunnel ist im vordringlichen Bedarf des Bundesverkehrswegeplans; seine Finanzierung durch den Bund gilt daher zumindest als wahrscheinlich. So wird die Stadtverwaltung dem Stadtrat am kommenden Montag vorschlagen, das
Planfeststellungsverfahren "zügig weiterzuführen".
   Als eine Art Luftschloss - zwar wünschenswert aber nicht zu realisieren - hat sich in den monatelangen Gesprächen von Fachleuten, Bürgern und Planern offenbar der Seetunnel von Alexander Walther erwiesen. Zwar wäre er geeignet, den Durchgangsverkehr voll aufzunehmen, heißt es, jedoch liege das Projekt "im Grenzbereich der technischen Machbarkeit" und sei weder aus dem Haushalt der Stadt noch als Maßnahme des Bundes finanzierbar. Die Stadtverwaltung wird daher empfehlen, das Vorhaben ebenso wenig weiter zu verfolgen wie Walthers Bahntunnel. Mangels finanzieller Mittel sollte laut Stadtverwaltung auch die Gleistunnel-Planung am Bahnhof See erst einmal ruhen (siehe grüner Kasten). Die endgültige Entscheidung über die künftige Verkehrslösung trifft der Stadtrat am Montag, 27. Oktober, 18.30 Uhr in einer Sondersitzung.


SPD will kommunalen Bürgerentscheid

Starnberg - Über den Bau des Gleistunnels am Bahnhof See sollen die Bürger entscheiden: Das zumindest will die SPD-Fraktion erreichen. Sie hat für die Sondersitzung des Stadtrates am kommenden Montag einen kommunalen Bürgerentscheid in dieser Sache beantragt. Begründung: "Die Entscheidung über den Gleistunnel Bahnhof See ist in ihrer städtebaulichen und finanziellen Auswirkung für Jahrzehnte von so großer Tragweite, dass es den Bürgern Starnbergs vorbehalten bleiben soll, darüber im Rahmen eines Bürgerentscheids zu befinden." Der Gleistunnel war im Rahmen des bürgeroffenen Entscheidungsprozesses untersucht worden. Aus optischen Gründen wäre das Vorhaben laut Stadt wünschenswert, es scheitert derzeit jedoch an der Finanzierung.
bad