Leserbrief im Starnberger Merkur vom 6. Oktober 2003

Meinung Briefe an die Redaktion

Ideologische Scheuklappen ablegen

Leserbrief "Falsche Vergleiche" vom 30. September

   Der Leserbrief von Günter Schaller ist außerordentlich zutreffend mit "Falsche Vergleiche"überschrieben. Denn falsch sind die von Herrn Schaller genannten Entlastungszahlen. Prof. Kurzak nennt in seinen Gutachten, auf denen das Planfeststellungsverfahren für den B 2-Tunnel beruht, deutlich andere Entlastungswerte, nämlich:
    Für die Hauptstraße 23 und nicht 65 Prozent, für die innere Münchener Straße 30 und nicht 43 Prozent (Gutachten vom 15. März 2002, Entlastung bezieht sich auf den 2015 erwarteten Verkehr).
   Der Tutzinger Hof Platz wird gegenüber heute nicht entlastet, ihn werden im Jahr 2010 immer noch 45 400 Kfz pro Tag queren (Seiten 7 und 5 des Erläuterungsberichts zur Planfeststellung). So viel zur Entlastung im Bereich der heutigen B 2.
   Auch mit dem B 2-Tunnel verbleiben auf der Hauptstraße noch immer 17 000 Kfz/24h,
   auf der inneren Münchener

Straße 22 700 Kfz/24h (Gutachten vom 15. März 2002),
    auf dem Tutzinger Hof-Platz 45 400 Kfz/24h.
  Der Leser möge selbst beurteilen, ob damit die Riegelwirkung der B 2 beseitigt wird, wie Herr Schaller glauben machen möchte.
   So lange die Hanfelder Straße nicht entlastet wird - mit dem B 2-Tunnel wird sie noch stärker belastet -, wird es auch keine Entlastung des Schleichverkehrs geben. Dieser wird im Gegenteil weiter zunehmen. Das zeigen klar die Zahlen für Himbsel-, Gaßner-, Ferdinand-Maria-Straße und Riedener Weg, um nur diese zu nennen (Gutachten vom 15. März und 17. Juli 2003).
   Voll zuzustimmen ist Günter Schaller, wenn er einleitend bemerkt: "In der Diskussion um die beste

- Sachlich bleiben

Starnberger Verkehrslösung sollten wir sachlich bleiben. Der richtigen Entscheidungsfindung des Stadtrates ist es sicher nicht dienlich, unsauber oder ideologisch zu argumentieren.

Doch daran sollten sich wohl alle halten.
   Architekt Blaumoser, Gutachter der Stadt hat beim vierten Runden Tisch am Beispiel des Tutzinger Hof-Platzes sehr eindrucksvoll gezeigt, welche Lebensqualität unsere Stadt haben könnte, wenn wir endlich bereit wären, die ideologischen Scheuklappen abzulegen.
   Kurz zur Initiative "Hanfeld Nord". Erstaunlich ist es schon, dass ein Ort, der seit einigen Jahren durch eine Umfahrung geschützt ist, seiner Mutterstadt das gleiche Recht abspricht. Richtig ist die Belastung der Anwesen außerhalb Hanfelds an der Oberbrunner Straße, wenngleich sie kaum halb so groß ist wie die der Hanfelder Straße in Starnberg. Doch diese Belastung wird es mit oder ohne Umfahrung Starnbergs geben. Im Gegenteil: Erst mit Umfahrung besteht Anspruch auf Immissionsschutz, denn dieser setzt voraus, dass eine Straße geändert wird.

Prof. Dr.-Ing. H. Bomhard
Starnberg