Von ANDREA JAKSCH
Starnberg - "Wir haben sowohl die Tunnel-Länge als auch die Kosten der
Seetunnel-Variante richtig berechnet." Mit diesen Worten widersprach das Projektmanagement-Unternehmen
Drees & Sommer bei einer Pressekonferenz ausdrücklich der Darstellung
des Planungsbüros Walther. Dieses hatte die Berechnungen, die anlässlich
des 3. Runden Tisches vorgestellt wurden, unlängst scharf kritisiert
und eine umgehende Korrektur der Studie gefordert. "Es ist
toll, wenn es in der Stadt Leute gibt, die solche Ideen entwickeln", stellten
Holger Duffner, Geschäftsführer von Drees & Sommer, sowie
Stefan Gödeke eingangs fest. Allerdings könne der Stadtrat nur mit fundierten
Bewertungen und Beurteilungen am Ende eine qualifizierte Entscheidung treffen:
"Der Teufel liegt im Detail", so könnte man die zwei unterschiedlichen Berechnungsergebnisse
von Walther (notwendige Tunnelverlängerung gegenüber Ursprungsplan 140
Meter) und Drees & Sommer (Verlängerung gegenüber Walther-Planung
um 1 400 Meter) kommentieren. Kein Rechenfehler liegt laut Stefan Gödeke
bei dem Drees & Sommer-Gutachten vor. So sei das Planungsbüro
Walther von "idealisierten Tunnelquerschnitten" ausgegangen. Bei näherer
Prüfung reichen diese laut Gödeke jedoch nicht aus. Aufgrund von geltenden
Sicherheitsvorschriften und weil Busse und LKW durch die Straßenröhre
fahren müssen, gehe man von einem doppelt so hohen Abstand zwischen Straßen-
und Bahntunnel aus wie der Starnberger Architekt. Dieser halte am Kreuzungspunkt
von Bahn- und Straßentunnel eine Tiefe von 5,60 Meter unterhalb des Eisenbahntunnels
für ausreichend (gerechnet wird der Abstand zwischen Gleisoberkante-Schienenstrang
und der Fahrbahnoberkante-Straßenbelag). Drees & Sommer dagegen
haben einen größeren Abstand von Glreisoberkante und Bahntunnelsohle
(ein Meter), dem notwendigen Sicherheitsabstand zwischen beiden Tunneln (zwei
Meter) sowie dem Zwischenraum für die Entlüftung des Straßentunnels
(2,05 Meter) vorgesehen. "Ob nun Straßen- und Bahntunnel
unter dem See kreuzen oder nicht", so Duffner, beide Röhren könnten
frühestens ab dem |
Ein Straßentunnel, drei unterschiedliche Kostenberechnungen.
aj/Foto: Jaksch
"Zwangspunkt Ufer" anfangen zu steigen. Da das Planungsbüro
Walther davon ausgehe, dass der Straßentunnel auf Höhe des Heimstättenweges/
Franz-Heidinger-Straße wieder an die Oberfläche tritt, ergebe sich
nach den Berechnungen der Gutachter eine Steigung von über sieben Prozent.
"Es sind aber nur vier Prozent zulässig", stellten Drees & Sommer
klar. Um diese Marke einzuhalten, müsste der Tunnel verlängert werden
- um 1 180 Meter (Ende des Tunnels wäre erst auf Höhe Schmalzhof). Zusammen
mit dem oben errechneten Tiefenunterschied werde der Tunnel insgesamt um rund
1 400 Meter länger als von Walther veranschlagt, so die Gutachter.
In Punkto "zu hohe Planungskosten" - Alexander Walther hatte die von den
Gutachtern angesetzten 18 Prozent (49,9 Millionen Euro) scharf kritisiert und
moniert, dass der B 2-Tunnel im Gegensatz dazu ohne Planungskosten aufgeführt
war - wand Gödeke ein: "Da gab es wohl ein Missverständnis in der Definition".
In den 18 Prozent seien nicht nur Honorarkosten sondern die gesamten
Nebenkosten, die für die Erstellung des Bauwerkes erforderlich seien, enthalten.
Dazu gehörten unter anderem die Rechtsberatungen, die Erkundungen des Baugrundes,
die Beweissicherungen sowie Beratungsleistungen zu Schallemmissionen und
Brandschutz, Genehmigungs- und |
Abnahmegebühren und Untersuchungen zur Finanzierung:
"Unsere angesetzten Kosten sind eine realistische Annahme, welch auf praktischen
Erfahrungen mit unterirdischen Bauwerken in städtischer Lage beruhen", so
Duffner und Gödeke. Allerdings räumten sie ein, dass Planungskosten
beim B 2-Tunnel gefehlt hatten. "Wir setzen beim 4. Runden Tisch jetzt 15 Prozent
an", so Duffner. die Gesamtkosten für den "Amtstunnel" belaufen sich somit
laut Drees & Sommer auf 86,3 Millionen Euro. Damit man den Walther'schen
Straßentunnel (ohne Kreuzung mit dem Bahntunnel) direkt mit den anderen
Verkehrslösungen vergleichen kann, hat Drees & Sommer nun Kosten
in Höhe von 184,1 Millionen Euro genannt (zwei Spuren ohne Anbindung an die
Stadt und ohne Parkhaus). Das entspricht 61 400 Euro pro Meter. Der höhere
Preis (Walther hatte 38 500 Euro/lfm errechnet) resultiert laut Drees
& Sommer aus dem hohen bautechnischen Aufwand für die Erstellung
des Tunnels in offener Bauweise in den weichen Seetonen und einem zusätzlich
notwendigen Fluchttunnel, der von Rettungsfahrzeugen zu befahren sein muss.
"Mit unserer Bauweise sind wir auf der sicheren Seite", sagte Gödeke.
Für die Tunnelverlängerung um 1 400 Meter müssten noch einmal 33,5
Millionen Euro aufgebracht werden. |
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