Artikel aus dem Kreisboten vom 4. Juni 2003
Rubrik:
REGION AMMERSEE



Kurzak: Tangente unbedeutend


Scharfe Kritik an Ortsumgehung / Veranstaltung »Verkehr verkehrt« gut besucht

Herrsching - Scharf in den Focus gerieten jüngst die im Landkreis geplanten Umgehungsstraßen bei einer von der Grünen Landtagsabgeordneten Ruth Paulig initiierten Veranstaltung im Herrschinger Seehof. Unter dem Motto "Verkehr verkehrt" nahmen Kommunalpolitiker, Agenda-Gruppen, Bund Naturschutz und verschiedene Initiativen die geplanten Entlastungsstraßen unter die Lupe.
   Augustin Landthaler von der Initiative "Starnberger Natur und Verkehr" nannte die geplante Westtangente mutwillige Naturzerstörung. "Im Bundesverkehrswegeplan ist für Starnberg eine Untertunnelung vorgesehen", sagte er. Die Westtangente trenne Hadorf und Söcking und vernichte wertvolle Landschaft. Allein am Galgenberg würde eine 23 Meter tiefe und über 70 Meter breite Schneise geschlagen. Hier werde Natur einfach weggeschoben. Der Entlastungseffekt sei äußerst fragwürdig, denn nach wie vor
werden Autofahrer trotz Staus in Starnberg die um neun Kilometer kürzere Strecke nach München wählen.
   Auch der Verkehrsexperte Professor Harald Kurzak bezeichnete diese Umgehung in einer Prognose für das Jahr 2015 für Starnberg als unbedeutend. Wesentlich mehr Erfolg versprächen kürzere S-Bahntakte und bessere Querverbindungen mit Bussen, sagte Landthaler. Aber auch das Bewusstsein der Menschen müsste sich ändern.
   Wenig Sachverstand bestätigte der Weßlinger Rudi Burger vom Bund Naturschutz den Planern der Ortsumgehung Weßling. Sowohl die Umgehung durch die Mitterwiese als auch durch den Golfplatz in Schluifeld seien von den zuständigen Behörden abgelehnt worden. Auch werde die derzeitige Ortsdurchfahrt nach dem Bau einer Umgehung nie zur Ortsstraße herabgestuft, so eine Information.
   Kurt Heine von der Initiative Wörthsee hat darauf hingewiesen, dass ein Teil der geplanten Weßlinger
Umgehung durch Wörthseer Wasserschutzgebiet führen würde. Dies sei nie genehmigungsfähig. Zudem müsste ein bestehender Brunnen aufgegeben werden; das qualitativ hochwertige Wasser aus Wörthsee sei durch Wasser vom Zweckverband nicht zu ersetzen.
   Der Seefelder Gemeinderat Alfred Noller (Bürgerverein) machte darauf aufmerksam, dass die erste Alternative der geplanten Weßlinger Umgehung zudem 40 Prozent Seefelder Flur betroffen hätte.
   Als sehr problematisch sah Ruth Paulig die von München geplante Südumgehung, die 16 Landkreiskommunen betreffen würde. "Sie macht den Landkreis zum Transitland", sagte sie. Landschafts- und Naturschutzgebiete würden betroffen. Die Sprecherin der Landkreisagenda, Kerstin Bernecker, bemerkte: "In Verkehrsdingen herrscht im Landkreis völlige Konzeptlosigkeit". Es werde ein denken gefordert, das über die Ortsschilder hinausgeht.   re