Artikel aus dem Kreisboten vom 15. April 2003
Rubrik:
LANDKREIS


Sinnvolle Lösung wählen


2. Runder Tisch diskutiert Alternativ-Vorschläge zur Verkehrsproblematik
Von ANDREA JAKSCH
Starnberg - Jede Verkehrslösung ist besser als der Status quo - und jede der im bürgeroffenen Entscheidungsprozess diskutierten Alternativvorschläge sind besser als der seit 20 Jahren geplante B 2-Tunnel.  Das ist das Ergebnis des zweiten Runden Tisches, bei dem die Entlastungswirkung der einzelnen Projekte sowie die sich daraus ergebenden städtebaulichen Potenziale beleuchtet wurden.
   Insgesamt schnitt die OPLA/Redwitz-Lösung bei der Beurteilung durch den  Verkehrsexperten August Janello am besten ab. Obwohl die Umfahrungslösung die Hauptstraße nicht so stark vom Durchgangsverkehr entlastet, wie beispielsweise der B 2- oder Seetunnel von Architekt Alexander Walteher, führt die OPLA/Redwitz-Variante auch auf heute stark frequentierten Verbindungen zu einer Beruhigung: So werden unter anderem Tutzinger-Hof-Platz sowie Hanfelder- und Söckinger Straße deutlich entlastet und auch der Rückstau am südlichen Ortseingang auf der B 2 wird deutlicher als bei den anderen Lösungen verringert. Mit einer "oberirdischen" Fahrzeugdichte von 22 Fahrzeugen pro Kilometer setzt sich die Umfahrung auch in diesem Punkt gegenüber seinen "Mitbewerbern" durch (Seetunnel = 30 Fahrzeuge/km - B 2-Tunnel = 40 Fahrzeuge/km). Allerdings braucht der Autofahrer mit elf Minuten (bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 80 km/h) für die OPLA/Redwitz- Umfahrung am längsten. Der Seetunnel schneidet mit nur fünf Minuten Fahrzeit durch Starnberg am besten ab - der "Amtstunnel" liegt irgendwo dazwischen. Heute braucht ein Auto rund 20 Minuten durch die Kreisstadt - die Fahrzeugdichte beträgt 90 Wagen pro Kilometer.
   Mit Hilfe einer Verkehrssimulation am Computer hatte August Janello die Varianten auf ihre Funktionalität hin überprüft und sie hinsichtlich Kriterien wie "Entlastung vom Durchgangsverkehr" - "Entlastung vom Schwerverkehr" - "Entlastung der inneren Stadtquartiere vom Ziel- und Quellverkehr" und "Wirksamkeit
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Die heute stark verkehrsbelastete Hanfelder Straße würde durch die Realisierung der OPLA/Redwitz-Umfahrungam deutlichsten beruhigt. Das Fazit des zweiten Runden Tisches im Rahmen des bürgeroffenen Entscheidungsprozesses. Bis zur nächsten Veranstaltung am 28. Mai (untersucht werden Kosten und technische Machbarkeit) will die Stadt nun klären lassen, ob das für die Umfahrung benötigte Teiltrassenstück von rund 200 Meter durch das FFH-Gebiet realisiert werden könnte.
           Foto: aj

flankierender Maßnahmen" abgeklopft. Fazit: Alle Verkehrsvarianten funktionieren - aber der B 2-Tunnel schneidet insgesamt am schlechtesten ab. Selbst der Seetunnel bringt in Verbindung mit der Westspange - die in Spitzenzeiten auch alleine eine Entlastung für Starnberg bringt - mehr Entlastung vom Durchgangsverkehr als vergleichsweise "Amtstunne"l plus Westspange.
   Hinsichtlich der Bewertung städtebaulicher Entwicklungspotenziale durch Albert Blaumoser hieß der "Sieger" des Abends ebenfalls "OPLA/Redwitz-Umfahrung". Obwohl bei allen Varianten Flächen in der "Kernstadt" entstehen würden, plädierte Blaumoser für eine "weiträumige Umgehung Starnbergs": "Aus Sicht der Stadtentwicklung bietet eine solche Lösung die meisten Möglichkeiten", so Blaumoser. So lasse die Umfahrung gerade im Süden der Stadt Flächen frei, allerdings entstehe im Bereich Bahnhof Nord (dort taucht der Verkehr aus dem bei der OPLA-Umfahrung geplanten Tunnelstück wieder auf) eine neue Barriere: "Die Stadt wird hier vom Leutstettener Moos abgetrennt und reizvolle Gewerbegebietsflächen
entwertet", konstatierte Blaumoser. Dem Seetunnel bescheinigte er "gute Potenziale" bei der "Entlastung des Durchgangsverkehrs auf einer längeren Strecke" und in punkto Gewerbegebiet (kann man mehr öffnen). Außerdem könnten bei dieser Lösung die Fußwegebeziehungen zum See hin "gut entwickelt" werden. Problematisch bliebe allerdings die Situation im Süden und in Percha, sagte Blaumoser. Vernichtend lautete dagegen sein Urteil zum B 2-Tunnel. Weder an der Peripherie noch hinsichtlich der Zukunftsfähigkeit konnte der Amtstunnel in den Augen Blaumosers bestehen. Er plädierte "weit in die Zukunft zu denken" und nicht "aus Verzweiflung" eine Verkehrslösung zu wählen, die "die Stadt einengt". Schließlich werde sich eine einmal gebaute Verkehrsvariante auf "100 Jahre einprägen".
   Dem Bahntunnel von Alexander Walther räumte Blaumoser ein durchwegs bedeutsames Entwicklungspotenzial ein: "Barrierefrei könnte die Stadt 'hinter dem See' an diesen heranwachsen - eine große Chance und ein großer Gewinn für die Identität Starnbergs", so sein Fazit.