Artikel aus dem Kreisboten vom 12. März 2003
Rubrik:
LANDKREIS


Blau besser als Rot ?


Westtangente Starnberg: Welche Variante ist wirklich umweltfreundlicher

Landkreis - Die Freunde des Naturdenkmals Galgenberg wird die Nachricht nicht freuen: Die geplante Westtangente soll nur 70 Meter davon entfernt vorbeiführen. Außerdem wird eine optisch dominante Überführung über die Andechser Straße gebaut. Trotzdem ist diese  so genannte blaue Trasse im Vergleich zu einer im Kreisverkehrsausschuss vorgestellten Alternative (rot) umweltfreundlicher, da sie weniger Gelände verbraucht. Die Kreisräte stimmten mehrheitlich für die blaue Variante.
   Im Auftrag des Straßenbauamtes München hatte das Ingenieur-Büro Gier zwei Varianten für die Westumfahrung aufgezeigt, zwischen denen sich die Kreisräte zu entscheiden hatten. Nachdem laut Jörg Riedmaier vom Straßenbauamt "jede Trasse ein schwerer Eingriff in die Natur" ist, konzentrierten sich die Kreisräte auf Kriterien wie Beispielsweise Biotopverlust und Waldflächenverbrauch. Demnach führt die blaue Trasse zwar nur 69 Meter vom Galgenberg entfernt vorbei, hat massivere Einschnitte in den Hügel zur Folge, allerdings nicht so ausgedehnt und sie zerstört im Gegensatz zur roten Trasse einige Tausend Quadratmeter Biotope weniger. In diesem Bereich ist das Waldgebiet nur mit einer Größe von 1,3 Hektar betroffen - das kleine Buchenwäldchen muss nicht abgeholzt werden. Die "Rote" dagegen würde 1,7 Hektar benötigen (insgesamt Flächenbedarf 77.000 Quadratmeter). Vorteil dieser Variante ist allerdings ihre Entfernung von 100 Meter zum Naturdenkmal.
   Nachdem beide Trassen in etwa das gleiche kosten - nämlich vier Millionen Euro - wählten die Mitglieder des Kreisverkehrsausschusses die blaue Variante, der noch Kreisausschuss und Starnberger Stadtrat zustimmen müssen, bevor es in die konkrete Bauplanung geht. Die von der ödp geforderte so genannte Luther-Variante quer durch den Wald, wurde unter anderem mit dem Hinweis auf die erhebliche Beeinträchtigung eines Amphibienlebensraumes abgelehnt.
Lageplan der beiden Trassen
Die Streckenführung der Westumfahrung steht "fast" fest und wird voraussichtlich der Zustimmung von Kreisausschuss und Stadtrat:
Die blaue Trasse siegte.
                                                       aj/Foto: Jaksch

   In der Zwischenzeit waren aber auch die Gegner der geplanten Westtangente nicht untätig. Wohl bewusst, dass das Verkehrsproblem in Starnberg dringend behoben werden muss, hat ein harter Kern von etwa 15 Bürgern einen Lösungskatalog erarbeitet, der am gestrigen Dienstag Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger vorgestellt wurde.  "Nachdem wir noch einmal die Gutachten durchgeforstet und die Wirkung der Westtangente auf die Hauptstraße angeschaut hatten, sind wir zu dem Schluss gekommen, da muss es etwas besseres geben", so Günter Schaller, einer der Gegner der geplanten Trasse.
Seiner Rechnung nach bringt die Westumfahrung für die Hauptstraße nur eine Entlastungswirkung von acht Prozent, solange der B2-Tunnel nicht gebaut ist.  Unter der Prämisse "es muss etwas bewirken und kostengünstig sein", haben die engagierten Naturschützer nun einen Alternativen erarbeitet und stellen die Pläne Ende der Woche in einer Pressekonferenz der Öffentlichkeit vor. Nicht hinnehmen wollen sie den 20 Meter tiefen Einschnitt in einen Nebenausläufer des Galgenbergs. "Da entsteht ein Trichter von sechzig Meter, dessen Höhe mit dem Gaßner-Hochhaus zu vergleichen ist", so Schaller.