Artikel aus dem Kreisboten vom 12. Februar 2003
Rubrik:
WÜRMTAL


Blick auf den »bayrischen Filz«


Grüne und ödp sprechen sich gegen geplanten Autobahn-Ring-Süd aus
Von ANDREA JAKSCH
Krailling - Es liest sich ganz tropcken: "Die Prognosen von 2015 lassen erwarten, dass mit massiven Verkehrssteigerungen nach Anschluss der A96 an die A99 gerechnet werden muss, die mit dem heutigen Verkehrssystem ohne Ringschluss nicht mehr bewältigt werden können." Die Auswirkungen für den Münchner Süden wären allerdings fatal: 500 Hektar zerstörter Wald, ein Großteil Bannwald sowie Eingriffe in Flusstäler wie ins Isartal, ins Würmtal oder Gleißental.
   Seit der bayerische Landtag vergangenen Herbst eine Machbarkeitsstudie für einen Autobahnring im Münchner Süden in Auftrag gegeben hat, geht es laut Herbert Stepp, Gemeinderat aus Planegg, nicht mehr darum ob, sondern nur noch wo das Teilstück realisiert wird: "Das Gespenst geht wieder um - wir müssen es ernst nehmen", warnte er im Kraillinger Bürgertreff. Zu der Informationsveranstaltung in der Würmtalgemeinde hatte  ödp-Landtagskandidatin Christiane Lüst vergangene Woche eingeladen, um "dringend gemeinsam Alternativen durchzusetzen".
   Als weiterer Referent sollte Marin Runge, der wirtschafts- und verkehrspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, zu dem Treffen kommen. Während draußen das Schneetreiben nicht mehr aufhören wollte, saß der aber erst einmal in einer liegen gebliebenen S-Bahn fest und traf mit eineinhalbstündiger Verspätung ein. Er sei dementsprechend "fuchsig", teilte Runge gleich kräftig in Richtung Landesregierung aus und schimpfte: "Die zweite Tunnelröhre ist so tief, dass die Leute länger auf der Rolltreppe verbringen, als sie mit der S-Bahn fahren."
   Beim Thema Verkehrsgroßprojekt A99-Südring, das für Runge "von zweifelhaftem verkehrspolitischem Nutzen ist, immens hohe Kosten verursacht" (im Raum stehen grobe Schätzungen in Höhe von 1,2 bis 1,3 Milliarden  Euro) und "unverantwortliche Umwelteingriffe nach sich zieht", warnte der Experte: "Holzauge sei wachsam." Man dürfe nicht den "bayerischen Filz" unterschätzen - so würden unter der Hand "richtig Geschäftchen" gemacht, z.B. mit der Bauindustrie. Und auch nicht die Machbarkeitsstudien, die nur Ergebnisse im Sinn der Auftraggeber lieferten
Foto zum Bericht
Grüne und ödp sind sich einig:  Einen Autobahn-Ring Süd wird es mit ihnen nicht geben (v.li.) Landtagsabgeordneter Martin Rungen, ÖDP_Stadträtin Mechthild von Walther, stellvertretende ODP-Kreisvorsitzende Christiane Lüst und der Planegger Gemeinderat Herbert Stepp.
      aj/Foto: Jaksch

und ebenso wenig "das beliebte Instrument der Vorfinanzierung", so Runge.
   Herbert Stepp aus Planegg informierte über geplante Trassen, um das ab 2005 fehlende Teilstück zwischen Lindauer über die Garmischer bis zur Salzburger Autobahn zu schließen. Die eine führt von der neuen Schnittstelle der A99 / A96 mitten durch Planegg, südlich an Neuried vorbei und stadtnah bis zur neuen Westumfahrung. Die andere Trasse sieht vor, den Ring durch das Grubmühlerfeld und Forst Kasten zu führen. Die dritte Möglichkeit ist die Untertunnelung des Mittleren Rings. Trotz der vierspurigen Autobahn in 20 Meter Tiefe informierte Stepp, "wäre dieses Projekt um die Hälfte billiger als
eine großräumige Umfahrung im Münchner Süden". Als weitere Alternativen nannte Stepp den Ausbau der Verbindung Landshut-Rosenheim, ein integriertesVerkehrskonzept wie die Stadtumlandbahn oder einfach Umdenken bei den Bürgern.
   Während in den 70er Jahren Proteste - bis zu 20.000 gingen damals bei Demonstrationen gegen den Süd-Ring auf die Straße - erfolgreich gewesen waren, konnte Stepp momentan keine vernünftige Antwort geben, ob der Süd-Ring nun kommt oder nicht: "Alles ist denkbar", sagte der Planegger. In Anbetracht dieser Aussichten konnte der Kraillinger Gemeinderat Rudolf Heidrich (FBK) nur noch feststellen: "Mir wird angst."

Korridor für Autobahn-Ring-Süd
Die vom Landtag in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie untersucht, ob im Raum zwischen den beiden Markierungen ein Autobahn-Süd-Ring realisiert werden kann.      aj/Foto: fkn



siehe auch:

30.7.2003 Ehemaliger Straßenbauer präsentiert neue Alternative für Autobahn-Südring
12.4.2003 Planungsverband lehnt Bau des Südrings ab
  9.4.2003 Auch CSU-Landkreisfraktion macht sich nun gegen einen Autobahn-Südring stark