Artikel aus dem Kreisboten vom 8. Januar 2003
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STARNBERGER STADTKURIER


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Ergebnisse der Starnberger Verkehrsbefragung vorgestellt
Von ANDREA JAKSCH
Starnberg - "Lieber gut als schnell" - von der künftigen Verkehrsvariante wünschen sich die Starnberger eine zukunftsfähige und nachhaltige Entlastung" und würden dafür gegebenenfalls auch etwas länger warten und eine hohe Verschuldung in Kauf nehmen. Das ist das Fazit der Bürgerbefragung der Stadt Starnberg. Von rund 12.000 verteilten Fragebögen wurden etwa 900 zurückgeschickt. Klar wurde durch die Antworten auch: "Es muss etwas geschehen."
   Nicht die Meinung der Bürger zu den am runden Tisch diskutierten Verkehrsvarianten war gefragt - vielmehr wollten die Stadtoberen allgemein wissen, welche Prioritäten die Starnberger einzelnen Entscheidungskriterien wie der Entlastungswirkung, der Nachhaltigkeit, der Ökologie, der Finanzierung und etwa der Dauer der Bauzeit geben.
  "Es muss eine zukunftsfähige Lösung sein - das ist die Aussage schlechthin", erläuterte Bürgermeister Ferdinand Pfaffinger im Rahmen eines Pressegespräches zusammen mit seinen beiden Vizes Ludwig Jägerhuber und Holger Knigge (SPD). Den Rücklauf von 900 Fragebögen bezeichneten alle drei als "respektables Ergebnis".
  Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ sei, könne man doch einen Trend ablesen, sagte dritter Bürgermeister Holger Knigge. Demnach wünschten sich viele "eine bedeutsame Verkehrsentlastung" und deshalb "lieber eine nachhaltige als zu rasche Lösung". Die Ungeduld das Verkehrschaos endlich in den Griff zu bekommen sei zwar groß, so Knigge, aber: "Gerade im Hinblick auf die Süd-Ring-Debatte und die ampelfreie Anbindung am Luise-Kieselbach-Platz fordern die Starnberger eine zukunftsfähige Lösung." Quer durch alle Antworten zieht sich laut drittem Bürgermeister auch die Forderung: "Priorität muss der Mensch haben." Eine Verkehrslösung müsse merklich zur Lärm- und Schadstoffentlastung" beitragen. Dafür würden die Starnberger auch Ein-
Foto zum Bericht
Auch wenn die Starnberger ihren "Dauerstau" gründlich satt haben und die Ungeduld nach einer Lösung der Verkehrsprobleme groß ist - für eine bedeutsame und zukunftsfähige Entlastung würden sie laut Fragebogen noch ein bisschen länger im Stau stehen.
         aj/Foto: Jaksch

griffe in Ökologie (Landschaft und See) in Kauf nehmen. "Nachhaltig und sozial ist das, was den Menschen nicht krank macht", lautete hier unter anderem ein Bürgerstatement.
  Insgesamt geben die Starnberger der Entlastung des Straßenverkehrs oberste Priorität - eine Bahnlösung kann noch warten. Von untergeordneter Bedeutung waren eine "schnelle" Bauzeit (fünf Jahre) und dass die Stadt während dieser Phase nur gering belastet werden darf. Ob Starnberg einen städtebaulichen Mehr-Wert haben wird oder den städtischen Haushalt zur Realisierung der Entlastung stark belasten muss war weitgehend unwichtig. "Geld spielte bei den Bürgern keine Rolle - sie wollen den Verkehr weg haben", kommentierte der Rathauschef.
  "Es fällt auf, dass die Unangreifbarkeit des B2-Tunnels leidet", sagte Knigge, dass der Amtstunnel nicht mehr als "das Non plus Ultra" gesehen werde. Wie Bürgermeister Pfaffinger am Rande informierte, ist die Planfeststellung "frisch eingetroffen" und wird nach den Feiertagen öffentlich ausgelegt.
  Um den bisher von den meisten Starnbergern positiv bewerteten offenen
Entscheidungsprozess zu den Verkehrsvarianten weiter auf "hohem Niveau" fortzuführen, wird die Stadt neue Gutachten von einem "unbelasteten Büro" erstellen lassen. In nichtöffentlicher Sitzung beschloss der Stadtrat das Verkehrsplanungsbüro Vössing & Janello zu beauftragen. Erstmals wird per computergesteuerter Animation die Auswirkung der jeweiligen Verkehrslösungen auf den dann stattfindenden Umleitungsverkehr und der Art des Verkehrs hin visualisiert.
Mit diesem "dynamischen System" arbeitet die Stadt München beispielsweise beim Messegelände oder dem geplanten Stadionneubau.
  Eifrig Gebrauch gemacht haben die Starnberger auch von der Möglichkeit zu Randbemerkungen. Wie Holger Knigge erläuterte, sei bei der Auswertung der Fragebögen unter anderem wieder die "alte Forderung" nach der Umgehung laut geworden: "Da grassiert noch unter wenigen ein "Restvirus". Obwohl die meisten den "neuen Stil" der Stadt positiv beurteilt haben, gibt es auch einige andere Stimmen: "Demnach haben wir das Kohl-Syndrom und sitzen hier in Starnberg die Sache aus", sagte Knigge.