Starnberger Merkur vom 11./12. Mai 2002



"Kein Gewinn für Starnberg"

Westspange: Gegner werfen Stadt und Kreis Salamitaktik vor
   Perchting (ike) - Die Gegner der Starnberger Westumfahrung fürchten eine Salamitaktik seitens Stadt und Kreis. Denn die lediglich drei Kilometer lange Verbindung zwischen der so genannten Maxhof-Straße und der Staatsstraße Richtung Ober- und Unterbrunn deckte sich prinzipiell mit der früheren Würmtalparallele. Die war aus Umweltgründen und wegen der Befürchtung, sie werde noch mehr Verkehr ins Fünfseenland ziehen, in einem Raumordnungsverfahren gescheitert. Benedikt Struppler (SPD) sieht im jetzigen Plan zum einen "wieder mal ein Häppchen", das ohne Gesamtkonzept umgesetzt werden soll. Zum anderen scheine
es, stimmen seine Mitstreiter ein, als werde nun versucht, Teile zu realisieren, und damit die großen, aufwändigen Genehmigungsverfahren zu umgehen. Bis 2005, so soll Landrat Heinrich Frey sich wünschen, soll die Westumfahrung bereits fertig sein. So richtig viel wird sie nach Recherchen von Augustin Landthaler nicht bringen. Er beruft sich auf das Kurzak-Gutachten, das minimale Entlastungseffekte prognostiziert. Niemand werde um Starnberg herum über die A 96 nach München fahren, wenn er spätestens in Laim im Stau stehe.
Zweifel an Entlastung
Dann würden sich die Leute lieber in Starnberg in den Stau stellen.
Angelika Grimm, grüne Stadträtin in Starnberg schließt daraus: "Die Entlastung wäre durch neuen Verkehr aus Richtung Weilheim gleich wieder weg. Die Umfahrung wäre also kein Gewinn für Starnberg."
   Nach Strupplers Auffassung sollte das Geld - für den Bau sind rund vier Millionen Euro veranschlagt - besser in den Ausbau des Tutzinger-Hof-Platzes, in die Starnberger Verkehrsknoten und ins Ampelsystem gesteckt werden. Gerade letzteres brächte schon eine Menge. Struppler verschließt sich aber wie seine Mitstreiter nicht anderen Lösungen, wie dem Projekt 2008 für einen Seetunnel.

Zuversicht
bei neuer
Initiative


   Perchting/Hadorf (ike)
Die erst wenige Tage alte Initiative gegen die Starnberger Westumfahrung (wir berichteten) ist zuversichtlich, ihr Ziel zu erreichen. Benedikt Struppler, einer der Initiatoren, hatte bereits einen Aufruf zum Widerstand gegen das rund vier Millionen Euro teure Straßenbauprojekt auf seiner Internetseite veröffentlicht, als ihn Augustin Landthaler anrief. Zusammen mit Grundstückseignern, Hadorfer und Perchtinger Bürgern, den Grünen aus Stadt und Kreis und mit Unterstützung vieler Eltern der rund 180 Kinder im Voltigierverein sowie dem Verein selbst wollen sie gegen die Westumfahrung zu Felde ziehen.
   Als eine der ersten Aktionen, so Hof-Besitzer Günter Schaller, soll es in wenigen Wochen eine Begehung der bereits zu Vermessungszwecken abgesteckten Trasse geben.

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Auch mit Schildern am Straßenrand wird gegen die Westtangente protestiert   Foto: ike

Günter Schorn (Bund Naturschutz) kann sich auch Info-Stände und andere öffentliche Aktionen vorstellen. In erster Linie soll der Bürger informiert werden, was da eigentlich geplant ist. Im Waldbereich werde, wegen Sicherheitsabständen zur Straße, die Trasse bis zu 80 Meter breit sein, so Struppler - und das in einem laut Regionalplan schutzwürdigen Gebiet. Die Trassenführung an der Westseite von Waldstücken sei "die größte Sünde, die man begehen kann". Der Wald werde aufgeschnitten,
der nächste große Sturm würde ihn verwüsten. Zwar lebten dort viele und seltene Tiere, darunter einige Wespen-Bussard-Paare, vom Aussterben bedrohte Arten seien aber nicht dabei. In jedem Fall sei es "Zerstörung von hoch lebendiger Natur".
   Erstes Ziel der Initiative ist, für das Projekt ein Raumordnungsverfahren (ROV) durchzusetzen. Bisher ist dies wegen der Länge nicht vorgesehen. Erster Schritt dazu ist ein Antrag der Grünen, der am Montag im Stadtrat behandelt werden soll.