Leserbrief aus dem Starnberger Merkur vom 19. März 2002



Stimmen Briefe an die Redaktion


Äpfel werden mit Birnen verglichen


"Nur echte Entlastung zählt" vom 20. Februar

   Prof. Dr.-Ing. Helmut Bomhard hat in seinem Artikel über die optimale Verkehrsentlastung von Starnberg die drei zurzeit in Diskussion stehenden Projekte miteinander verglichen, den Tunnel im Zuge der B 2, den Seetunnel und die Nordumfahrung. Er berechnet auf der Grundlage meiner Verkehrsuntersuchung die Entlastungspotentiale der drei Projekte mit einer selbst entwickelten Formel, die leider als absolut falsch bezeichnet werden muss. Allein aus dem Verhältnis einer Teilmenge, z.B. Tunnelbelastung zur Gesamtverkehrsmenge in ganz Starnberg, kann das Entlastungspotential nicht ermittelt werden. Dabei werden Äpfel mit Birnen verglichen. Ein Vergleich wäre nur über die Fahrleistung gestattet, d.h. die Verkehrsmengen müssen mit den Straßenlängen multipliziert werden.
   Aber auch ohne diesen grundlegenden Fehlansatz sind die
verwendeten Zahlen seiner Formeln nicht immer richtig. Für den Amtstunnel verwendet er die von mir prognostizierte Belastung von 17 700 Kraftfahrzeugen/Tag, aus der er dann ein Entlastungspotemntial von 15 Prozent errechnet.
   Beim Seetunnel verwendet er die vom Planer des Seetunnels angegebene maximal mögliche Belastung von 25 000 Kraftfahrzeuge/Tag. Die Verkehrsprognose mit dem Verkehrsmodell Starnberg ergibt aber nur eine Belastung von 13 800 Kraftfahrzeuge/Tag für den Seetunnel mit Westumfahrung Gewerbegebiet zur St2063. Das ergäbe ein Entlastungspotential von zwölf Prozent und nicht von 21 %, wie Bomhard ausweist.
   Für die Entlastungswirkung der Nordumfahrung setzt er nicht die von mir mit dem Verkehrsmodell berechneten 9 700 Kraftfahrzeuge/Tag an, was einem Entlastungspotential von nur acht Prozent entspräche, sondern er setzt 23 000 Kraftfahrzeuge/Tag an
und zusätzlich addiert er noch den halben Quell- und Zielverkehr von ganz Starnberg obendrauf, was absolut unzulässig ist. Eine Nordumfahrung wird nur von kleineren Anteilen des Quell-/Ziel-Verkehrs mitbenutzt.
   Es ist richtig, dass die gesamte Hanfelder Straße durch die Nordumfahrung stärker entlastet wird, um rund 2500 Kraftfahrzeuge/Tag bzw. 25 bis 30 % mehr als durch den Amtstunnel. Dafür werden die Weilheimer Straße, die Hauptstraße und die Münchner Straße um 8000 bzw. 5000 Kraftfahrzeuge/Tag weniger entlastet, ebenfalls werden Bahnhofstraße, Kaiser-Wilhelm-Straße, von-der-Tann-Straße, Josef-Fischhaber-Straße und Riedeselstraße deutlich geringer entlastet. Hier ermöglicht der Amtstunnel die optimale Entlastung.

Prof. Dr.-Ing. H. Kurzak
München