Gutachten vom 7. April 2003

Mit freundlicher Genehmigung von Professor Harald Kurzak






Verkehrsuntersuchung


Bundesstraße  B 2


Entlastungstunnel Starnberg


aktuelle Datengrundlage 2002

Vergleich mit
Nordumfahrung und Seetrasse



2003





Auftraggeber:

Straßenbauamt München






Gutachter:

Professor Dr.-Ing. Harald Kurzak

München, 7. April 2003





I N H A L T




Seite
1.
Aufgabe und Chronologie der Untersuchungen
1
2.
Ergebnis der neuen Verkehrsbefragungen
3

2.1    Verkehrsbefragung auf der B 2, Umfahrung Pöcking
3

2.2    Verkehrsbefragung auf der Zufahrt Pöcking-Nord
4

2.3    Verkehrsbefragung auf der St 2063, Possenhofener Straße
4

2.4    Verkehrsbefragung auf der St 2070 westlich Söcking
4

2.5    Verkehrsbefragung auf der St 2063 (Nord)
5

2.6     Verkehrsbefragung auf der St 2069
5

2.7    Verkehrsbefragung auf der STA 3 in Hadorf
6

2.8    Durchgangsverkehr Starnberg

6
3.
Planung Münchner Straße
9

3.1    Beurteilung der Belastungssituation
9

3.2    Leistung am nördlichen Tunnelmund

11
4.
Verkehrsprognose und Variantenvergleich
13

4.1    Analyse 2002
13

4.2    Prognose-Nullfall 2020
13

4.3    Prognose-Bezugsfall 2020
14

4.4    Planfälle Entlastung Starnberg
          B 2 Tunnel
          Seetunnel
          Nordwestumfahrung stadnah und stadtfern
          Vergleich der Entlastungswirkungen
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VERZEICHNIS DER PLÄNE



Plan 1
:    Verkehrsmodell Analyse 2002
Plan 2
:    Verkehrsmodell Prognose-Nullfall 2020
Plan 3
:    Verkehrsmodell Prognose-Bezugsfall 2020, mit Westumfahrung
Plan 4
:    Verkehrsbelastung 2020, Starnberg B 2 Tunnel mit Westumfahrung
Plan 4a
:    Veränderung B 2 Tunnel zu Bezugsfall 2020
Plan 5
:    Verkehrsbelastung 2020, Starnberg Seetunnel mit Westumfahrung
Plan 5a
:    Vergleich Seetunnel zu B 2 Tunnel
Plan 6
:    Verkehrsbelastung 2020, Starnberg Nordwestumfahrung
Plan 6a
:    Vergleich Nordwestumfahrung zu B 2 Tunnel
Plan 7
:    Verkehrsbelastung 2020, Starnberg Nordwestumfahrung stadtfern
Plan 7a
:    Vergleich Nordwestumfahrung stadtfern zu B 2 Tunnel












VERZEICHNIS DER ANLAGEN





Anlage 1a

Knotenpunktsbelastungen im Bereich Starnberg
Gesamtverkehr in Kfz/24 Std.
Anlage 1b
:
Knotenpunktsbelastungen im Bereich Starnberg
Morgenspitze 7.30-8.30 Uhr in Kfz/Std.
Anlage 1c
:
Knotenpunktsbelastungen im Bereich Starnberg
Abendspitze 16.15-17.15 Uhr in Kfz/Std.
Anlage 2a
:
Knotenpunktsbelastungen Starnberg-Süd, Gesamtverkehr in Kfz/24 Std.
Anlage 2b
:
Knotenpunktsbelastungen Starnberg-Süd, Spitzenstunden in Kfz/Std.
Anlage 3a
:
Knotenpunktsbelastungen B 2 / St 2563, westlich Starnberg
Gesamtverkehr in Kfz/24 Std.
Anlage 3b
:
Knotenpunktsbelastungen B 2 / St 2563, westlich Starnberg
Spitzenstunden in Kfz/Std.
Anlage 4
:
Herkunft-Ziel-Verteilung für die B 2, Umfahrung Pöcking
Anlage 5
:
Herkunft-Ziel-Verteilung für die Zufahrt Pöcking-Nord
Anlage 6
:
Herkunft-Ziel-Verteilung für die St 2063, südlich Oberer Seeweg
Anlage 7

Herkunft-Ziel-Verteilung für die St 2070, westl. Einmündung St 2563
Anlage 8

Herkunft-Ziel-Verteilung für die St 2069 nördlich Hanfeld
Anlage 9

Herkunft-Ziel-Verteilung für die St 2063 südlich Leutstetten
Anlage 10

Herkunft-Ziel-Verteilung für die STA 3 östlich Hadorf





 1

1.    Aufgabe und Chronologie der Untersuchungen

Die Maßnahme Bundesstraße 2, Entlastungstunnel Starnberg, ist in der 1. Dringlichkeit des Entwurfes zum neuen Bundesverkehrswegeplan mit einem Kostenansatz von 79,6 Mio. € enthalten. Die Verkehrsuntersuchungen reichen bereits 14 Jahre bis 1989 zurück. Im Jahr 2002 wurden im Juni und im Oktober nochmals umfassende Erhebungen und Verkehrsbefragungen auf allen Zufahrtsstraßen nach Starnberg durchgeführt, um die z.T. sehr alte Datengrundlage für die Prognoseberechnung vollständig auf einen aktuellen Stand zu bringen. Vom Gutachter wurden zum Entlastungstunnel Starnberg seit 1989 bereits 5 Verkehrsuntersuchungen durchgeführt:

1a)
1989 Grundlagenerhebung im Rahmen der „Umweltverträglichkeitsprüfung Verkehrsnetz Würmtal“, Analyse
  • Zählung der Verkehrsströme an 26 Kreuzungen in Starnberg
  • Verkehrsbefragung an allen 8 nach Starnberg führenden Straßen (auch A 952) zur Ermittlung des Quell-/Ziel- und Durchgangsverkehrs
  • Haushaltsbefragung zur Ermittlung des Binnenverkehrs.

1b)
1991 Verkehrsprognose mit Tunnel Starnberg und Darstellung der Entlastungswirkung in „UVP Verkehrsnetz Würmtal“, Prognose
(Prognosebelastung: Tunnel 16.900 Kfz/Tag;  Plan 3b)

2)
Bundesstraße B 2, Entlastungstunnel Starnberg (22.08.2000)
(Prognosebelastung 2015: Tunnel 17.700 Kfz/Tag;  Plan 4)
und verkehrliche Wirkung einer Nordumfahrung (Plan 5; 8.000 – 11.000 Kfz/Tag)
aktuelle Knotenpunktszählungen Knoten Maxhofkaserne B 2 / St 2563 und Münchner Straße / Gautinger Straße B 2 / St 2063
Detailuntersuchung zur Ausbildung des nördlichen Tunnelportals (detaillierte Belastungen pro 15 Minuten des Durchgangsverkehrs (Tunnel) und des Quell-/ Zielverkehrs Starnberg für die Hauptverkehrszeiten)

3)
Westumfahrung Starnberg im Zuge der Kreisstraße STA 3 (19.10.2001)
aktuelle Knotenpunktszählung Tutzinger-Hof-Platz
Prognosebelastung der Westumfahrung und des Tunnels Starnberg unter Berücksichtigung der detaillierten Zielverteilung in München


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Prognoseberechnung mit dem Großraummodell München mit Berücksichtigung der  A99 West und der Tunnel Mittlerer Ring, Luise-Kiesselbach-Platz
(Prognosebelastung Tunnel Starnberg 17.600 Kfz/Tag)

4)
Entlastungstunnel Starnberg, Aktualisierung und Ergänzung (15.03.2002)
    vergleichende Untersuchung der Trassenvorschläge

  • B 2 Tunnel, Prognosebelastung 17.000 Kfz/Tag ( Plan 3 und  3a)
  • B 2 Tunnel mit Westumfahrung; Tunnel 16.200 Kfz/Tag ( Plan 4 und  4a)
  • Seetunnel (mit Westumfahrung); Tunnel 13.600 Kfz/Tag ( Plan 5 und  5a)
  • Nordwestumfahrung, Belastung 9.600 – 11.300 Kfz/Tag ( Plan 7 und  7a)
Ermittlung der unterschiedlichen Entlastungswirkungen für Starnberg

5)
Bundesstraße B 2, Entlastungstunnel Starnberg (Ergänzung) (17.07.2002)
aktuelle Knotenpunktszählungen Weilheimer Straße / Söckinger Straße, Hanfelder Straße / STA 3 und Gautinger Straße / Leutstettener Straße
neue Verkehrsbefragungen nach Herkunft und Ziel auf der St 2063, Leutstettener Straße, der St 2069, Hanfelder Straße und der STA 3 vom Juni 2002
1. Aktualisierung der Durchgangsverkehrsmatrix von 1989
Verkehrsprognose Tunnel Starnberg: 16.600 Kfz/Tag ( Plan 3)


Die jetzt vorgelegte Untersuchung ermöglicht die Aktualisierung der bisher verwendeten, z.T. 13 Jahre alten Verkehrsmatrix des Durchgangsverkehrs. Im einzelnen umfaßt die neue Untersuchung folgendes:

  • aktuelle Knotenpunktszählungen B 2 / Zufahrt Pöcking, Weilheimer Straße /
  • St 2563, St 2563 / Andechser Straße, St 2063 / Seestraße, Possenhofener Straße / Dinardstraße
  • neue Verkehrsbefragungen auf der St 2070 Andechser Straße, B 2 Weilheimer Straße und St 2063 Possenhofener Straße vom Herbst 2002
  • 2. Aktualisierung der Durchgangsverkehrsmatrix
  • Verkehrsprognose B 2-Tunnel, Seetunnel und Nordumfahrung
  • Vergleich der Entlastungswirkung der drei Trassenvorschläge auf aktuellster Datengrundlage
  • Aussagen zu Spitzenbelastungen durch Freizeitverkehr


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2.    Ergebnis der Verkehrsbefragungen

Die Verkehrsbefragungen wurden vom Büro Schuh, Germering, am Mittwoch, den 26. Juni 2002 auf der St 2069 und STA 3 sowie am Donnerstag, den 27. Juni 2002 auf der St 2063 (Nord) durchgeführt. Im September erfolgten die Befragungen auf der B 2, Umfahrung Pöcking, auf der Zufahrt Pöcking, auf der Possenhofener Straße und auf der Andechser Straße. Die Befragung erfolgte von 6.30 – 10.30 Uhr und von 15.00 – 19.00 Uhr, jeweils in Fahrtrichtung Nord. In dieser Zeit wurden alle Fahrzeuglenker nach Herkunft und Ziel befragt. Die Befragungsergebnisse nach Herkunft und Ziel der Fahrt sind sehr fundierte Ergebnisse, da zwischen 30 und 60 % aller Fahrzeuge, bezogen auf den Gesamtverkehr/24 Stunden befragt wurden.


2.1    Verkehrsbefragung auf der B 2, Umfahrung Pöcking 
                (Anl. 4)

Die Verkehrsbefragung auf der B 2, Umfahrung Pöcking, erfolgte vor der Einmündung Pöcking in Fahrtrichtung Starnberg. Die Gesamtbelastung der B 2 beträgt hier 12.750 Kfz/24 Stunden, davon in Fahrtrichtung Starnberg 6.290 Kfz/Tag. Die Herkunft-Ziel-Verteilung ist in Anlage 4 dargestellt. 42 % der Fahrzeuge kommen aus Weilheim und 18 % aus Gebieten südlich von Weilheim. Das bedeutet, daß 40 % der Fahrten aus dem Nahbereich zwischen Pöcking und Weilheim zufahren.

32 % des Verkehrs auf der Umfahrung Pöcking ist Zielverkehr nach Starnberg (1.990 Kfz/Tag) und 68 % ist Durchgangsverkehr, davon 2.630 Kfz/Tag mit Ziel München. In Anlage 4 ist zusätzlich die Aufteilung der Fahrten im Stadtgebiet München detailliert aufgeführt. Die meisten fahren in die Innenstadt (= innerhalb des Mittleren Ringes), ebenfalls haben viele ihr Ziel im Münchner Süden. Ziele im Landkreis Fürstenfeldbruck und in Gemeinden westlich von München sind nur in geringem Umfang angeben worden (460 Fahrten/Tag und Richtung).

Es wurde nur in Fahrtrichtung Nord befragt. Es wird unterstellt, daß sich in der Gegenrichtung dieselbe Herkunft-Ziel-Verteilung ergibt, bezogen auf den gesamten Tag. Um die Gesamtbelastung der Verkehrsströme als Summe beider Fahrtrichtungen zu erhalten, muß man die aufgeführten bzw. in den Herkunft-Ziel-Spinnen der Anlage dargestellten Belastungen verdoppeln.


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2.2    Verkehrsbefragung auf der Zufahrt Pöcking-Nord
(Anl. 5)

Die Zufahrt Pöcking ist mit insgesamt 6.750 Kfz/Tag belastet, die Hälfte davon in Fahrtrichtung zur B 2 (3.390 Kfz/Tag). 75 % haben als Herkunft Pöcking angegeben, der Rest entfällt fast ausschließlich auf Feldafing. 49 % haben Starnberg als Ziel angegeben, 40 % ist Durchgangsverkehr durch Starnberg und 11 % haben Ziele westlich von Starnberg, die über die St 2563 erreicht werden. Von Pöcking kommend haben 760 Fahrer das Ziel München angegeben.




2.3    Verkehrsbefragung auf der St 2063 (Süd)  (Anl. 6)

Auf der Possenhofener Straße wurde am südlichen Stadtrand von Starnberg eine Belastung von 9.100 Kfz/Tag festgestellt, davon fuhren 4.940 Kfz/Tag in Richtung Starnberg. Die Befragung hat ergeben, daß 43 % der Fahrer Ziele in Starnberg ange-
geben haben, d.h. 57 % sind Durchgangsverkehr durch Starnberg, davon 1.900 Fahrten mit Ziel München. Die genaue Zielverteilung in München ist ebenfalls in Anlage 6 angegeben, die prozentuale Verteilung ähnelt sehr stark den Ergebnissen, die auf der B 2, Umfahrung Pöcking, ermittelt wurden. Hauptziele sind wieder die Innenstadt von München und der Münchner Süden.




2.4    Verkehrsbefragung auf der St 2070  (Anl. 7)

Die Verkehrsbefragung wurde auf der St 2070 westlich der Einmündung St 2563 durchgeführt, die Gesamtbelastung der St 2070 beträgt 7.430 Kfz/Tag. Der Zielverkehr nach Starnberg macht 59 % der Belastung aus, 9 % haben Ziele südlich von Starnberg und 32 % ist Durchgangsverkehr durch Starnberg (davon 690 Kfz/Tag nach München)


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2.5    Verkehrsbefragung auf der St 2063 (Nord)
  (Anl. 8)

Die Verkehrsbefragung auf der Leutstettener Straße erfolgte am nördlichen Stadtrand in Höhe Petersbrunn. Die Gesamtbelastung der St 2063 beträgt hier 6.500 Kfz/
Tag, in Fahrtrichtung Leutstetten (Befragungsrichtung) waren es 3.200 Kfz/Tag (= 24 Stunden). Die Herkunft-Ziel-Verteilung zeigt, daß 61 % bzw. 1.960 Kfz/Tag Quellverkehr von Starnberg sind mit einem sehr hohen Aufkommen aus dem Gewerbegebiet (830 Kfz/Tag). 39 % bzw. 1.240 Kfz/Tag sind Durchgangsverkehr durch Starnberg, davon 630 Kfz/Tag von Osten über die Autobahn und 550 Kfz/Tag von Süden über die B 2.

Die Ziele der Benutzer der St 2063 liegen vor allem in den Würmtalgemeinden (72 % bzw. 2.310 Kfz/Tag), hauptsächlich in Gauting (1.270 Kfz/Tag). Das Ziel Stadt München trat nur 380 mal auf (= 12 % aller Fahrten).




2.6    Verkehrsbefragung auf der St 2069  (Anl. 9)

Die Verkehrsbefragung auf der St 2069 erfolgte auf der Umfahrung Hanfeld in Fahrtrichtung Nord. Die Gesamtbelastung der Umfahrung beträgt 8.900 Kfz/Tag, davon 4.500 in der Befragungsrichtung nach Norden. Die Herkunft-Ziel-Verteilung zeigt, daß 66 % bzw. 2.960 Kfz/Tag Quellverkehr von Starnberg sind mit einem erhöhten Anteil der Herkünfte aus Starnberg Nord. Durchgangsverkehr sind 34 % bzw. 1.540 Kfz/Tag (und Richtung), davon 1.080 von Osten von der Autobahn und nur 460 Kfz/
Tag von Süden von der B 2.

Die Ziele der Benutzer der St 2069 liegen in Gilching / Oberpfaffenhofen (830 Kfz/
Tag = 18 %), im Landkreis Fürstenfeldbruck (870 Kfz/Tag = 19 %) und in den Würmtalgemeinden (730 Kfz/Tag = 16 %). Stark vertreten sind auch Ziele im Einzugsbereich der A 96 Richtung Landsberg (950 Kfz/Tag = 21 %). Ziele in der Stadt München traten nur 230 mal auf (= 5 %). Ziele nördlich München, z.B. Richtung Autobahn Nürnberg bzw. Flughafen traten fast überhaupt nicht auf.


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2.7    Verkehrsbefragung auf der STA 3 in Hadorf
  (Anl. 10)

Die Verkehrsbefragung auf der Kreisstraße STA 3 erfolgte am nördlichen Ortsausgang von Hadorf. Die STA 3 ist hier mit insgesamt 2.600 Kfz/Tag belastet, davon 1.300 in Befragungsrichtung Nord. Die Fahrtziele liegen vor allem in den Würmtalgemeinden Gauting bis Gräfelfing (640 Kfz/Tag = 50 %). Das Fahrziel München trat 210 mal auf (16 %, d.h. jedes 6. Fahrzeug).

Die Herkünfte sind der Nahbereich (Hadorf, Perchting, Starnberg-Söcking und Maxhof mit 380 Fahrten/Tag = 29 %), die Gemeinden Richtung Ammersee (370 Kfz/Tag = 29 %) und der Einzugsbereich der B 2 von Süden (550 Kfz/Tag = 42 %). Untersucht man die Herkunft-Ziel-Angaben etwas detaillierter, dann zeigt es sich, daß das Fahrtziel München bei den über die B 2 Zufahrenden deutlich weniger vorkommt als bei den sonstigen Herkünften. Der Weg über die St 2563 und STA 3 ist von der B 2 her bisher keine echte Alternative Richtung München.




2.8    Durchgangsverkehr Starnberg

Der Durchgangsverkehr durch Starnberg war auf der Grundlage der umfassenden Verkehrserhebungen in Starnberg im Jahr 1989 zu rd. 18.000 Kfz-Fahrten/Tag als Summe beider Fahrtrichtungen ermittelt worden, davon rd. 8.000 im Zuge der B 2 und 4.300 im Zuge der Possenhofener Straße von und zur Autobahn A 952. Die Grafik des Durchgangsverkehrs ist als Abb. 1 in der Verkehrsuntersuchung zum Entlastungstunnel Starnberg vom 22. August 2000 enthalten.

Durch die neuen Verkehrsbefragungen auf allen Zufahrtsstraßen nach Starnberg konnte die Grafik aktualisiert werden. Insgesamt hat der Durchgangsverkehr von 18.060 Kfz/Tag im Jahr 1989 auf 22.660 Kfz/Tag im Jahr 2002 zugenommen. Die Zunahmen betreffen vor allem alle Verkehrsbeziehungen von/zur Autobahn:

  • 51 % der Verkehrsbelastung am Autobahnende ist Durchgangsverkehr durch Starnberg. Die Verkehrsbelastung am Autobahnende hat von 35.700 Kfz/Tag (1989) auf 39.900 Kfz/Tag zugenommen, der Anteil des Durchgangsverkehrs

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Starnberg ist von 46 % auf 51 % angestiegen. In Absolutzahlen ist das eine Zunahme von 16.430 Kfz/Tag auf 20.460 Kfz-Fahrten/Tag im Durchgangsverkehr. Folgende Zunahmen wurden auf den verschiedenen Verkehrsbeziehungen von/
zur Autobahn festgestellt (die Belastungszahlen sind als Summe beider Fahrtrich-
tungen angegeben):

  • von/zur St 2063, Possenhofener Straße Zunahme um 26 % auf 5.420 Kfz/Tag,
  • von/zur B 2, Weilheimer Straße Zunahme um 13 % auf 9.040 Kfz/Tag,
  • von/zur St 2070, Andechser Straße Zunahme um 53 % auf 2.070 Kfz/Tag,
  • von/zur St 2069, Hanfelder Straße Zunahme um 60 % auf 2.310 Kfz/Tag und
  • von/zur St 2063, Leutstettener Straße Zunahme um 19 % auf 1.620 Kfz/Tag.

Die Belastungswerte der Durchgangsverkehrsbeziehungen der Hanfelder Straße und Leutstettener Straße von/zur B 2 Süd, Weilheimer Straße, und St 2063, Possenhofener Straße, sind immer noch relativ gering: ca. 600 – 800 Kfz/Tag als Summe von/zur B 2 Süd und ca. 350 Kfz/Tag als Summe von/zur Possenhofener Straße. Die Belastung der Weilheimer Straße hat am Stadtrand seit 1989 von 15.500 auf 17.870 Kfz/Tag zugenommen, da der Durchgangsverkehr ebenfalls um rd. 1.500 Kfz/Tag zugenommen hat (einschließlich des Verkehrs von der St 2070).

Die Gesamtsumme des Durchgangsverkehrs durch Starnberg ist in 13 Jahren von 1989 bis 2002 um 25 % von 18.060 auf 22.660 Kfz/Tag gestiegen. Dabei hat sich wegen starker Überlastungen in der Weilheimer Straße und der Hauptstraße eine Verlagerung von Durchgangsverkehren von der B 2, Weilheimer Straße, auf die
St 2063, Possenhofener Straße, ergeben. Durchgangsverkehre vor allem aus Feldafing, die früher durch Pöcking zur Weilheimer Straße fuhren, haben sich jetzt verstärkt auf die Route Possenhofener Straße – Bahnhofstraße – Kaiser-Wilhelm-Straße umorientiert. Durch den geplanten Tunnel wird es wieder zu einer Umverlagerung von Durchgangsverkehren kommen.

Die aktuellen Knotenpunktsbelastungen aufgrund der Zählungen im Jahr 2002 sind für den Gesamtverkehr (Kfz/24 Stunden) sowie die morgendliche und abendliche Spitzenstunde in den Anlagen 1a-c, 2a-b und 3a-b dargestellt. Sie sind Grundlage der Eichung des Verkehrsmodells.


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Abbildung 1

Abb. 1 :   
Durchgangsverkehr durch Starnberg
Stand 2002 aufgrund der neuen Verkehrsbefragungen an allen Zufahrtsstraßen nach Starnberg


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3.    Planung Münchner Straße

3.1    Beurteilung der Belastungssituation

Die 4-spurige B 2, Münchner Straße, ist zwischen dem nördlichen Tunnelportal westlich der bestehenden Bahnunterführung und dem Beginn der Autobahn A 952 bereits heute mit 39.000 – 41.000 Kfz/Tag an einem normalen Werktag sehr stark belastet, mit starken Berufsverkehrsspitzen morgens in Richtung München und abends von München kommend. In der Prognose mit Tunnel wird die Belastung der Münchner Straße auf 41.000 – 46.000 Kfz/Tag anwachsen (in Richtung Autobahn zunehmend).

Zur Beurteilung der Verkehrssituation und der verwendeten Datengrundlage für die Münchner Straße wurde der Jahrespegel der Belastung der Autobahn A 952 herangezogen. In Abbildung 2 ist die tägliche Belastung der Autobahn A 952 im Jahr 2001 östlich der Anschlußstelle Percha aufgetragen (Dauerzählstelle westlich des Autobahndreiecks Starnberg). Im Verkehrsmodell Starnberg, Analyse 2002, ergibt sich für den gezählten „Normalwerktag“ auf der Autobahn A 952 östlich der Anschlußstelle Percha eine Belastung von 32.600 Kfz/Tag. Dieser Wert von 32.600 Kfz/Tag ist im Jahrespegel (Abb. 2) als horizontale Bezugslinie über alle Monate eingetragen. Als Belastung der Münchner Straße und damit der Belastung von Starnberg im Jahresablauf läßt sich folgendes ableiten:

  • Die Belastung an fast allen Wochenenden im Jahr und an den Feiertagen ist um 25 – 30 % niedriger als an den Werktagen, bezogen auf die Gesamtbelastung pro 24 Stunden. Nur bei „Badewetter“, das war 2001 im Mai, Ende Juni und im Juli wurde an Wochenenden eine mit Werkagen vergleichbare Gesamtbelastung gezählt, wenn auch die zeitliche Verteilung über den Tag völlig anders ist (siehe Abb. 3). Deshalb können an Wochenenden in der Abendspitze Richtung München höhere Belastungen auftreten als werktags (Abb. 3). Diese Belastungsspitzen des Richtung München heimfahrenden Freizeitverkehrs sind in Bezug auf die Belastung der Münchner Straße kleiner als der regelmäßige morgendliche Berufsverkehr Richtung München.

  • Die dem Verkehrsmodell Starnberg zugrunde liegende Belastung eines Normalwerktages wird bereits an vielen Tagen des Jahres um bis zu 10 % überschritten. Die höchsten Belastungen treten fast immer am Donnerstag auf.


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Abbildung 2
Abb. 2 :
Verkehrsbelastung der Autobahn A 952 östlich der AS Percha im Jahresablauf 2001 als Indiz für die Belastung der Münchner Straße, Starnberg

Abbildung 3
Abb. 3 :
Täglicher Verkehrsablauf auf der Autobahn A 952 östlich der AS Percha in der Woche vom 17. – 23. September 2001 als Indiz für die Belastung der Münchner Straße, Starnberg


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  • Ab Mitte Juni bis Ende August liegen der werktäglichen Belastungen um 10 – 20 % über dem im Verkehrsmodell angesetzten „Normalwerktag“. Der Maximalwert auf der A 952 östlich Percha und damit auch auf der Münchner Straße wurde im Jahr 2001 am Donnerstag, den 2. August mit 45.500 Kfz/Tag ermittelt, das sind 40 % mehr als der Verkehrsuntersuchung für den „Normalwerktag“ zugrunde liegt.
Bei der Beurteilung der vorliegenden Planung ist deshalb zu berücksichtigen, daß die vorliegenden Prognosedaten des Modells eine durchschnittliche Situation beschreiben und daß im Jahresablauf an vielen Tagen noch höhere Belastungen bereits heute bewältigt werden und auch künftig bewältigt werden müssen.




3.2     Leistung am nördlichen Tunnelmund

Der Tunnel Starnberg ist so konzipiert, daß Verkehr von der B 2 aus Richtung Weilheim zum Gewerbegebiet an der Münchner Straße den Tunnel benutzen kann. Im Zuge der 4-spurigen Münchner Straße zwischen Tunnel und Autobahn verbleiben zwei signalgesteuerte Kreuzungen, um den Verkehr des Gewerbegebietes mit der Münchner Straße zu verknüpfen. Zusätzlich bleibt die Gautinger Straße für die Zufahrt aus Richtung München und die Ausfahrt in Richtung Starnberg angeschlossen. Der an dieser Stelle durchgehende Mittelstreifen im Zuge der Münchner Straße ist unverzichtbar, um eine ausreichende Verkehrsabwicklung am nördlichen Tunnelmund in den Hauptverkehrszeiten überhaupt zu ermöglichen. Von den Zufahrten zum Gewerbegebiet und zur St 2063 Leutstettener Straße bleibt die Gautinger Straße trotz der Einschränkung nur „rechts rein, rechts raus“ am stärksten belastet:


Gautinger Straße
:
5.300 Kfz/Tag

Moosstraße
:
4.300 Kfz/Tag

Petersbrunner Straße 
:
4.600 Kfz/Tag

In den Hauptverkehrszeiten morgens in Richtung München (7.00 – 8.30 Uhr) und abends in Richtung Starnberg (16 – 18 Uhr) ist die Aufteilung des Verkehrs der Münchner Straße so, daß nur ein Viertel den Tunnel benutzt und drei Viertel von


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Starnberg kommen oder nach Starnberg wollen. Daraus ergibt sich folgende unverzichtbare Notwendigkeit:

  • In Fahrtrichtung München muß man von Starnberg kommend 2-spurig in die Münchner Straße einfahren bzw. einfädeln können. Von Starnberg werden in der Morgenspitze 1.500 – 1.600 Kfz/Stunde kommen (2-spurig von der signalisierten Kreuzung Münchner Straße / Leutstettener Straße), während aus dem Tunnel „nur“ 600 – 700 Kfz/Stunde zufahren werden. Der Verkehr dieser 3 Spuren kann und wird sich trotz der Engpaßsituation im Bereich der Bahnbrücke auf die 2 Spuren der Münchner Straße zusammenfädeln. Bis zur 1. Signalanlage an der Kreuzung mit der Moosstraße / Perchastraße ist eine gleichmäßige Belastungsaufteilung der 2 Fahrspuren erreicht und Linksabbieger zum Gewerbegebiet haben ausreichende Verflechtungslängen bis zum Beginn der Linksabbiegespur zur Moosstraße.

    In Fahrtrichtung Starnberg
    fahren die Fahrzeuge im abendlichen Berufsverkehr 2-spurig dicht gepulkt von der Signalanlage in Höhe Moosweg in Richtung Tunnelmund. Von der rechten Spur der Münchner Straße fädeln einige Fahrzeuge zur Gautinger Straße aus (ca. 3 Pkw pro Pulk von rd. 46 Fahrzeugen auf 2 Spuren). Von den verbleibenden 43 Fahrzeugen des Pulks wollen ein knappes Drittel in den Tunnel (12 – 13 Fahrzeuge) und zwei Drittel wollen über die Ausfahrtsrampe nach Starnberg. Fast jedes zweite Fahrzeug aus dem dichten Fahrzeugpulk auf der linken Spur will nicht in den Tunnel, sondern zur Ausfahrtsrampe. Die vorliegende Planung des Straßenbauamtes München sieht deshalb eine 2-spurige Ausfahrtsrampe Richtung Kreuzung Leutstettener Straße vor, um einen staufreien Verkehrsablauf zu garantieren.

    Der Beschluß des Stadtrates von Starnberg vom 3. März 2003, nur 1 Ausfahrtsspur vorzusehen, würde folgendes ergeben: Da im Fahrzeugpulk die rechte Spur von der Ampel in Höhe Moosstraße kommend voll ist, ist ein Spurwechsel von der linken auf die rechte Spur nur möglich, wenn die nachfolgenden Fahrzeuge verzögern. Verzögern bedeutet angesichts der vielen notwendigen Spurwechsel, daß der Abfluß und damit die Leistung am Signal in Höhe Moosstraße ins Stocken gerät. Fahrzeuge, die bis zum Beginn der Ausfahrtsrampe nicht rechtzeitig die Spur wechseln können, bleiben vor der Tunnelzufahrt stehen, um das Pulkende abzuwarten und dann in die Ausfahrtsspur zu fahren. Dadurch wird der Tunnel für den

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Durchgangsverkehr immer wieder versperrt. Nur die vom Straßenbauamt vorgelegte Lösung mit 2 Ausfahrtsspuren garantiert auch im abendlichen Berufsverkehr eine ausreichende Leistungsfähigkeit. Diese Lösung wurde aufgrund von Beobachtungen und negativen Erfahrungen hinsichtlich des Verkehrsverhaltens der Benutzer bei ähnlichen Situationen entwickelt. Sie ist unverzichtbar für eine leistungsfähige Verkehrsabwicklung im Zuge der Münchner Straße. Der wirkliche Verkehrsablauf richtet sich nicht nach den Wunschvorstellungen des Stadtrates von Starnberg.



4.    Verkehrsprognose und Variantenvergleich


4.1    Analyse 2002

Auf der Grundlage der neuen Daten zum Durchgangsverkehr Starnberg von 2002 und den Quell-/Zielverkehren auf allen Stadtzufahrten wurde das Verkehrsmodell Starnberg aktualisiert. Die Umlegungsergebnisse Verkehrsbelastung 2002 sind in Plan 1 dargestellt. Es ist eine sehr gute Übereinstimmung mit den Ergebnissen der Knotenpunktszählungen im Stadtgebiet vorhanden.




4.2    Prognose-Nullfall 2020

Maßgebender Prognosehorizont ist jetzt das Jahr 2020 (Festlegung der Obersten Baubehörde vom Januar 2003). Der Prognose-Nullfall enthält im Raum Starnberg keine zusätzlichen Entlastungsstraßen, das Straßennetz entspricht dem heutigen Zustand. Berücksichtigt ist aber die wahrscheinliche bauliche und verkehrliche Entwicklung, wobei der Durchgangsverkehr aus Richtung Weilheim wegen Überlastung der Ortsdurchfahrt Starnberg kaum noch zunehmen kann. Die Verkehrsbelastung Prognose-Nullfall 2020 ist in Plan 2 dargestellt.


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4.3    Prognose-Bezugsfall 2020


Der Landkreis Starnberg wird mit Zustimmung der Stadt Starnberg die Westumfahrung in Verlängerung der St 2563 bis zur Kreisstraße STA 3 nördlich Hadorf realisieren. Zusammen mit der geplanten Umfahrung von Oberbrunn und Unterbrunn im Zu-
ge der St 2069 ergibt sich eine leistungsfähige Verbindung zur Autobahn A 96. Nach 2005, Fertigstellung des Teilabschnittes West des Autobahnringes München ergibt sich dann eine zügige Verbindung in den Münchner Norden. Zwar besteht diese Verbindung mit einem kleinen Umweg über Perchting bereits heute, sie wird jedoch bisher für Fahrten nach München fast nicht benutzt. Die Verkehrsbefragung auf der
STA 3 nördlich Hadorf vom Juni 2002 hat ergeben, daß von den gezählten 1.300 Kfz/
24 Stunden in Fahrtrichtung Nord nur 210 Kfz das Fahrtziel München hatten (siehe Herkunft-Ziel-Spinne Anlage 10). Die meisten hatten den Nachbereich zum Ziel (Würmtalgemeinden Gauting bis Gräfelfing und Gemeinden im östlichen Landkreis Fürstenfeldbruck). Wenn eine schnellere Verbindung mit Ortsumfahrungen besteht sowie die A 99 West eine optimale Verbindung in den Münchner Norden ermöglicht, dann wird die Westumfahrung für Verkehre in den Münchner Westen und vor allem den Münchner Norden interessant. Die daraus resultierende Entlastung von Starnberg bleibt jedoch sehr begrenzt.

Der Planfall „mit Westumfahrung Starnberg“ wird als Prognose-Bezugsfall bezeichnet. Die Prognosebelastung ist in Plan 3 dargestellt. Der Prognose-Bezugsfall (= mit Westumfahrung) ist die Vergleichsbasis zur Beurteilung der verkehrlichen Wirksamkeit der untersuchten Entlastungsmaßnahmen für Starnberg:

  • B 2 Tunnel
  • Seetunnel und
  • Nordumfahrung Starnberg in 2 Varianten
    - stadtnah südlich Hanfeld und
    - stadtfern nördlich Hanfeld







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4.4    Planfälle Entlastung Starnberg


B 2 Tunnel  ( Pläne 4 und 4a)

Der B 2 Tunnel hat eine Länge von rd. 1,9 km und erhält eine Prognosebelastung von 18.000 Kfz/Tag (Plan 4). Durch den B 2 Tunnel ergeben sich folgende Entlastungen gegenüber dem Bezugsfall (Plan 3), die in Plan 4a in rot dargestellt sind:


(innere) Weilheimer Straße
-65 %   von   19.800    auf 
6.900 Kfz/Tag

Hauptstraße
-47 %   von   24.200    auf 
12.900 Kfz/Tag

(innere) Münchner Straße
-43 %   von   36.000    auf
20.500 Kfz/Tag

Zusätzlich entlastet werden die Possenhofener Straße (-8 %), die Bahnhofstraße
(-21 %), die Wittelsbacher Straße (-22 %), die Kaiser-Wilhelm-Straße (-14 %), die (innere) Hanfelder Straße (-10 %), die Prinz-Karl-Straße (-32 %), die Söckinger Straße (-9 %) und die Andechser Straße (-20 %).

Die Belastung der äußeren Münchner Straße im Gewerbegebiet bleibt unverändert hoch und die Belastung der äußeren Weilheimer Straße steigt südlich des Tunnels von 17.600 auf 22.400 Kfz/Tag an. Ursache für diesen Anstieg ist die Bündelungsfunktion des Tunnels, der Verkehrsverlagerungen von der Possenhofener Straße zur Weilheimer Straße bewirkt (Verkehr von/nach Feldafing), Verlagerungen von der Andechser Straße / Söckinger Straße auf die Weilheimer Straße (über die St 2563) und der dazu führt, daß Verkehr von Weilheim nach München nicht mehr über Seeshaupt und die A 95 ausweicht, sondern wieder direkt über die B 2 und A 952 nach München fährt.


Seetunnel  ( Pläne 5 und 5a)

Der Seetunnel hat eine Länge von rd. 2,6 km und erhält eine Prognosebelastung von 14.000 Kfz/Tag (Plan 5). Die Belastung ist um 22 % niedriger als beim B 2 Tunnel, da über den Seetunnel das Gewerbegebiet an der Münchner Straße nicht angebunden ist. Der Seetunnel muß kreuzungsfrei in die Autobahn Richtung München einschleifen, um die erforderliche Leistung der Zufahrt Starnberg in den Berufsverkehrszeiten

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zu gewährleisten. Rückläufige Beziehungen zur Münchner Straße sind deshalb nicht bzw. nur mit erheblichen baulichen Aufwand (kreuzungsfrei) möglich.

Eine höhere Auslastung des Tunnels durch Kombination mit einem Großparkhaus im See ist nicht zulässig. Aufgrund der Tunnelkatastrophen in den letzten Jahren können bei dem 2-spurigen Tunnel keine Zu- und Ausfahrten vorgesehen werden. Der Tunnel ist eine Bundesstraße und es dürfen im Tunnel keine unfallträchtigen Störstellen vorhanden sein.

Deshalb verbleibt bei der Lösung mit Seetunnel eine Belastung von rd. 4.000 Kfz/Tag mehr auf der Ortsdurchfahrt Starnberg, speziell auf der (inneren) Weilheimer Straße, der Hauptstraße und der (inneren) Münchner Straße. Im Plan 5a sind die Differenzbelastungen zum Planfall B 2 Tunnel aufgetragen. Die beim Seetunnel verbleibenden höheren Belastungen des städtischen Straßennetzes sind in schwarz aufgetragen. Durch den Seetunnel entlastet wird dagegen die äußere Münchner Straße im Gewerbegebiet (rot dargestellt). Die Entlastung für Starnberg durch den Seetunnel ist deutlich schlechter einzustufen als durch den B 2 Tunnel.


Nordwestumfahrung stadtnah und stadtfern
( Pläne 6, 6a und 7, 7a)

Zur Nordwestumfahrung Starnberg wurden die 2 Varianten einer stadtnahen Führung südlich Hanfeld sowie einer stadtfernen Führung nördlich Hanfeld untersucht. Beide Varianten haben zwischen der St 2063 Leutstettener Straße und der St 2069 Hanfelder Straße einen rd. 1,7 km langen Tunnel.

Da die Nordumfahrung mehr als doppelt so lang ist wie die Ortsdurchfahrt Starnberg wäre es unbedingt erforderlich, die B 2 von Weilheim kommend direkt in die St 2563 zu führen und die Weilheimer Straße nach Starnberg zwar kreuzungsfrei, aber untergeordnet anzubinden. Ähnliches gilt für den Abzweig von der A 952 westlich Percha. Auch hier müßte man im Bereich der Würmbrücke kreuzungsfrei in Form einer Gabelung aus der Autobahn auf die Nordumfahrung geleitet werden. Bei einer kreuzungsfreien „Gabel“ gibt es keine Rückwärtsbeziehungen von der Münchner Straße zur Nordumfahrung und umgekehrt. Diese Fahrbeziehungen lassen sich über den vorgesehenen Anschluß der St 2063, Leutstettener Straße / Gautinger Straße an die Nordumfahrung abwickeln. Nur unter diesen Voraussetzungen wäre es möglich min-



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destens die Hälfte des Durchgangsverkehrs auf die mehr als doppelt so lange Nordumfahrung abzuleiten, denn der tägliche Mehrweg liegt bei 10 – 12 Kilometern (Summe hin + zurück). Außerdem ist tagsüber die Durchfahrt durch Starnberg fast schneller als über die Nordumfahrung, speziell bei der stadtfernen Variante nördlich Hanfeld. Meßfahrten tagsüber außerhalb des Berufsverkehrs haben für die Strecke zwischen der AS Percha und der St 2563 (4,4 km) einen mittleren Zeitaufwand von 374 Sekunden ergeben, was einer mittleren Geschwindigkeit von 42 km/h entspricht.

Ortsdurchfahrt der B 2
4,4 km lang,    bei v = 42 km/h
    374 sec.
Nordumfahrung stadtnah
9,3 km lang,    bei v = 90 km/h
372 sec.
Nordumfahrung stadtfern
    10,4 km lang,    bei v = 90 km/h
416 sec.


Im Planfall Nordumfahrung erhält der Tunnel zwischen der Leutstettener Straße und der Hanfelder Straße eine Prognosebelastung von 15.300 Kfz/Tag (stadtferne Lösung) bzw. 17.100 Kfz/Tag (stadtnahe Lösung). In der Weiterführung wäre die stadtnahe Nordumfahrung südwestlich Hanfeld mit 14.900 Kfz/Tag belastet ( Plan 6) und die stadtferne Lösung mit 10.400 Kfz/Tag (Plan 7).

Vergleicht man die Entlastung von Starnberg durch die Nordumfahrung mit der Wirkung des B 2 Tunnels, so ergibt sich folgendes ( Plan 6a bzw. Plan 7a):

  • durch die Nordumfahrung wird die Hanfelder Straße erheblich, d.h. um 6.000 – 7.000 Kfz/Tag entlastet;

  • bei der stadtnahen Führung werden auch die Prinz-Karl-Straße, die Söckinger Straße und die Andechser Straße deutlich zusätzlich entlastet (um 1.500 bis 2.800 Kfz/Tag); bei der stadtfernen Führung ist diese zusätzliche Entlastung kaum noch vorhanden;

  • ebenfalls deutlich geringer belastet werden die äußere Weilheimer Straße (um 9.000 – 11.000 Kfz/Tag weniger) und die Münchner Straße im Gewerbegebiet (um 12.000 – 15.000 Kfz/Tag weniger), die beim B 2 Tunnel die Zulaufstrecken zum Tunnel sind.

Andererseits bleiben die innere Weilheimer Straße, die Hauptstraße und die innere Münchner Straße um 7.000 bis 9.000 Kfz/Tag stärker belastet als beim B 2 Tunnel.


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Vergleich der Entlastungswirkungen

Zentraler Verkehrsknoten der Stadt Starnberg ist der Tutzinger-Hof-Platz. Um die Wirkung der verschiedenen Lösungen für eine Verkehrsentlastung der Stadt Starnberg miteinander zu vergleichen, wurde für die verschiedenen Fälle die Gesamtbelastung des Tutzinger-Hof-Platzes ermittelt und mit dem Istzustand in Bezug gesetzt:







Nordumfahrung
Analyse
Nullfall
Bezugsfall
B 2 Tunnel
Seetunnel
nah
fern
45.200
47.600
46.500
31.200
35.600
32.600
35.400
100 %
105 %
103 %
69 %
79 %
72 %
78 %

Gesamtbelastung des Tutzinger-Hof-Platzes in Kfz/24 Stunden


Die stärkste Entlastung des Tutzinger-Hof-Platzes und damit des zentralen Verkehrsknotens von Starnberg ist durch den B 2 Tunnel zu erreichen. Gegenüber dem Istzustand ist insgesamt eine Entlastung um 31 % zu erreichen, gegenüber dem Prognose-Nullfall sogar um 35 %. Auch wenn die Hanfelder Straße bei der Tunnellösung stärker belastet bleibt als bei der Nordumfahrung, so entfallen doch die heute alltäglichen Stauungen, da am Tutzinger-Hof-Platz künftig aufgrund des Tunnels ein ausreichend leistungsfähiger und flüssiger Verkehrsablauf ohne Stauungen möglich ist.

Der Seetunnel ist aufgrund der geringeren verkehrlichen Entlastungswirkung, der wesentlich größeren Länge und der damit verbundenen Kosten sowie vieler bisher ungeklärter Detailprobleme keine Alternative zum B 2 Tunnel.

Die Nordumfahrung erzielt nur bei stadtnaher Lage südlich Hanfeld eine insgesamt vergleichbare, aber mit anderen Schwerpunkten versehene Entlastung des Stadtgebietes von Starnberg. Da die Umfahrung aber erhebliche Eingriffe in den Naturraum zur Folge hat, ebenfalls einen langen Tunnel aufweist und das Landschaftsschutzgebiet der Würm durchschneidet, ist eine Realisierungsmöglichkeit fraglich.




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Aus verkehrlicher Sicht bringt der B 2 Tunnel die effektivste Entlastung von Starnberg, auch wenn die Zulaufstrecken äußere Weilheimer Straße und Münchner Straße im Gewerbegebiet stark belastet bleiben. Eine Weiterführung der Verfahren auf der Grundlage der vorliegenden Planung wird empfohlen.


München, 7. April 2003



(Prof. Dr.-Ing. H. Kurzak)


Plan 1

Plan 2

Plan 3

Plan 4

Plan 4a

Plan 5

Plan 5a

Plan 6

Plan 6a

Plan 7

Plan 7a


Anlagen

 

Anlage 1a

Anlage 1b


Anlage 1c

Anlage 2a

Anlage 2b

Anlage 3a

Anlage 3b

Anlage 4

Anlage 5

Anlage 6

Anlage 7

Anlage 8

Anlage 9

Anlage 10