Vogelkunde

Die folgenden fünf "Seiten" stammen vom Vogelkundler, Herrn Reusch. Er hatte sie zur vogelkundlichen Trassenbegehung - mehr dazu siehe unten - auf einer Schautafel zusammengestellt.

Vögel und Straßen

„Vögel, die in der Nähe von Straßen leben, können einander nicht mehr hören, was zu Problemen beim Lernen des Gesangs und beim Kommunizieren mit möglichen Sexualpartnern führt“
Studie des dänischen Instituts für Wald- und Naturforschung


„Verkehrslärm an vielbefahrenen Straßen mit bis zu 60 000 Autos täglich bewirkt Störungen im Verhalten von Vögeln im Umkreis von 3 km. Bis zu 10 000 Autos täglich beeinflussen die Vögel noch im Umkreis von 1,5 km. Die andauernde Lärmbeschallung führt dazu, dass Ihre Gesänge einfacher werden und weniger Töne und Lautabstufungen enthalten. Natürlich sind die Ohren der Vögel besonders empfindlich, schließlich sollen sie mögliche Sexualpartner unter vielen anderen Lauten von Vögeln und der natürlichen Umwelt über Kilometer hinweg herausfinden. Der Vogelgesang dient aber auch der Revierabgrenzung. Folge des Lärms ist eine geringere Nachwuchsrate.“
Studie im Auftrag der Britischen Regierung


„Der Straßenverkehr ist der bei weitem wichtigste Faktor für den Tod von Vögeln durch unnatürliche Ursachen. 40-46% aller toten Schleiereulen, Waldkäuze und Waldohreulen sowie 32% aller toten Bussarde und Turmfalken wurden überfahren.
Vögel scheinen besonders empfindlich auf Straßenverkehrsgeräusche zu reagieren. 8,2 bis 11,5 % der Landesfläche der Niederlande sind durch Verkehrslärm belastet. Die Besiedlungsdichte der Vögel in diesen Gebieten ist um 39 % niedriger“
Studie im Auftrag der Niederländischen Regierung


Verkehrswege zerschneiden die Landschaft und beeinträchtigen die von ihnen durchquerten Lebensräume in vieler Hinsicht. Die wichtigsten Faktorenkomplexe sind:

  • Flächenverbrauch
  • Flächenbeeinträchtigung außerhalb der Trassen durch Störung (Lärm, Licht, Bewegungen)
  • Flächenbeeinträchtigung außerhalb der Trassen durch stoffliche Belastungen. Verkehr emittiert für Menschen, Tiere und Pflanzen schädliche Stoffe.
  • Fragmentierung von Lebensräumen und Unterbrechung funktionaler Vernetzung (z.B. Wechsel zwischen Brut- und Nahrungsplätzen
  • Todesstreifen für so gut wie alle mobilen Tiere.

Allein die technische Anlage von Verkehrsstraßen kann bereits erheblich zur Fragmentierung geschlossener Lebensräume für Vögel beitragen, auch wenn die Trasse gemessen am verbleibenden Raum nur wenig Fläche beansprucht.

Einschnitte für Verkehrswege wirken für zahlreiche Vogelarten - besonders für die an geschlossene Waldgebiete gebundenen Arten - als Hindernis, das nur ungern überflogen wird.
Verluste durch Verkehrstod stellen einen bisher noch unbekannten Gefährdungsfaktor für Vögel dar.. Besonders gravierende Auswirkungen sind für Vogelarten zu erwarten, für die der Straßenraum eine besondere Anziehungskraft hat, z.B. wegen eines leicht verfügbaren Nahrungsangebots oder Vorspiegelung eines Rast- oder Nahrungsplatzes ( regennasse Straße als Fluss oder schneefreie Straße bei sonst geschlossener Schneedecke).

Die Habitatqualität im Umfeld von Straßen wird vor allem durch Verlärmung erheblich gemindert. Einzelne Arten sind hiervon unterschiedlich betroffen.
Taschenbuch für Vogelschutz, Aula Verlag


 





Höhlenbauer und ihre "Nachmieter" (1)

Der Buntspecht



  • Der Sperlingskauz (unten) ist die kleinste einheimische Eule
  • ist nur starengroß
  • ernährt sich neben Mäusen auch von Vögeln
  • Er ist praktisch ausschließlich auf Höhlen des Buntspechts angewiesen
  • Er lässt sich durch imitierte Rufe anlocken
  • Ist auch tagsüber zu beobachten
  • Wird von Singvögeln "gehasst"
  • Der Buntspecht ist der häufigste einheimische Specht
  • Weites Nahrungsspektrum, sehr anpassungsfähig
  • Geringste Brutdauer von allen Vögeln (9,5 Tage)
  • Schaffen mehr Bruthöhlen, als sie selbst nutzen
  • "Schlüsselart", die geeignete Brutmöglichkeiten für andere Tiere schafft:

    Mittelspecht, Wendehals
    Zahlreiche Kleinvögel, z.B.:
    Kohlmeise und Trauerschnäpper
    Waldmaus, Siebenschläfer, Gartenschläfer, Haselmaus, Fledermäuse

Sperlingskauz
 

Kleiber

Kohlmeise




Höhlenbauer und ihre "Nachmieter" (2)

Der Schwarzspecht








  • Der Rauhfußkauzskauz (unten) nimmt auch Nistkästen an
  • Seinen Ruf kann man als "Okarina"-artig bezeichnen
  • Er ernährt sich vor allem von Mäusen
  • Wenn man am Brutbaum kratzt, schaut er sofort aus der Höhle (Gefahr durch Baummarder)
  • Er ist praktisch ausschließlich auf Höhlen des Schwarzspechts angewiesen
  • Der Schwarzspecht ist der größte einheimische Specht
  • Er braucht ausgedehnte Wälder mit geeigneten Brutbäumen
  • Ernährt sich vor allem von Roßameisen und Käferlarven
  • Höhlen werden über viele Jahre genutzt
  • "Schlüsselart" im Wald: zimmert große Höhlen, die von vielen Tieren als Brut- oder Schlafplatz genutzt werden:

    Rauhfußkauz
    Hohltaube
    Dohle
    Verschiedene Kleinvögel
    Wiedehopf
    Schellente
    Fledermäuse
    Siebenschläfer
    Baum- und Steinmarder
    Hornissen und wilde Bienen

Rauhfußskauz
 
Fledermäuse (Das Höhlenangebot für Fledermäuse ist abhängig von der Siedlungsdichte der Spechte, diese hängt ab vom Alter und Laubholzanteil des Baumbestandes)

Dohlen (Dohlen brüten nicht nur in Kirchen, sie haben nichts mit den auf den Bergen vorkommenden Alpendohlen zu tun)

Kleiber (Kleiber "mauern" die Höhlenöffnung so zu, dass größere Vögel nicht mehr reinkommen)

Hohltaube




Neuntöter, ein Vogel der Kulturlandschaft
  • Rote Liste - Art

  • Braucht breite, möglichst dornige Hecken

  • Bei Erregung drehende Schwanzbewegungen

  • Spießt bei Nahrungsüberschuss Beutetiere auf Dornen und Stacheldraht auf

  • Nahrung: Großinsekten, Eidechsen, Jungvögel, junge Mäuse

  • Sitzt oft in aufrechter Haltung exponiert an Buschspitzen


Neuntöter - Männchen und Weibchen


Neuntöter - Weibchen





Flugbilder unserer Greifvögel

Baumfalke:
Schlank, erinnert an Mauersegler
Jagt Vögel und fliegende Insekten
Turmfalke:
Breitere Flügel; "rüttelt" oft
Wespenbussard:
An Kuckuck erinnernder Kopf; Flügel länger und schmaler als beim Mäusebussard;
Flügel eher flach gehalten
Mäusebussard:
Eher v-förmig gehaltene Flügel;
breitflügliger





Trassenbegehung mit Vogelkundler

Am 28. Juni 2003 stand eine vogelkundliche Wanderung entlang der Trasse der geplanten Westtangente auf dem Programm. Der Vogelkundler, Herr Dietmar Reusch, machte uns aufmerksam, welcher Vogel gerade zu hören war. Er erklärte uns viel über diese fliegenden Wald- und Wiesenbewohner und er hielt Ausschau nach besonderen Arten, damit wir sie im Fernrohr beobachten konnten.

Gleich geht's los ...


Der Treffpunkt am Schallerhof
Hier an der Straße hatten wir mal bewußt darauf geachtet, wie laut es an der Schnellstraße ist. Man verstand zeitweise sein eigenes Wort kaum, geschweige dass man Vögel hörte.
Nach einigen 100 Metern im Wald hörten wir schon Vögel, aber der Straßenlärm störte immer noch.

An sich sollte hier am Übergang vom Buchenwald über eine Lichtung zum Fichtenwald ein guter Lebensraum für verschiedene Vogelarten sein.

Natürlich haben wir auch interessante Blumen, Schmetterlinge und Raupen gesehen. - Auch damit kannte sich der Herr Reusch gut aus, aber auch Herr Schorn vom Bund Naturschutz Tutzing zählte zu den Naturkennern.
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Ästige Graslilie
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Kaisermantel
Ausschau-Halten ...

Fototermin am Fuße des Galgenberg-Nachbarhügels - gleich geht's in den Wald und dann heißt's Bergsteigen ...
... und auf dem über 20 Meter hohen Hügel konnten wir den Gedanken auf uns wirken lassen, dass der Gipfel einem tiefen Einschnitt für die Straße weichen soll.

Hier steigen wir schon wieder herunter.

Herr Schorn hatte ein Fernrohr mit Stativ dabei. Damit konnten wir die Vögel gut betrachten. Die folgenden beiden Aufnahmen wurden mit der Digitalkamera durch das Fernrohr hindurch aufgenommen:
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Die Goldammer in der Fichte sang uns fleißig Lieder vor und blieb lang auf dem selben Zweig, so dass wir ihr alle nacheinander im Fernrohr zuschauen konnten.
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Diese Ringeltaube saß ganz oben auf einigen dürren Ästen eines Baumes. War dieser vom Blitz getroffen?
Hier auf der weiten Flur bei Hadorf haben wir unter anderem auch einen Neuntöter gesehen.
Wieder zurück am Schallerhof: Ein Junge hat die Raupe eines Weinschwärmers gefunden.
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Es gab eine kleine Stärkung ...



... und die Kinder durften 'ne Runde reiten

 

Beobachtungsliste Begehungen Westtangente:

Vogelwanderung am 28.6.03

Sperber, Rote Liste 3: Gefährdet
Mäusebussard
Turmfalke
Ringeltaube
Mauersegler
Buntspecht
Feldlerche
Mehlschwalbe
Rauchschwalbe
Bachstelze
Heckenbraunelle
Rotkehlchen
Amsel
Wacholderdrossel
Mönchsgrasmücke
Zilpzalp
Wintergoldhähchen
Blaumeise
Tannenmeise
Kleiber
Zaunkönig
Neuntöter, 2 Brutpaare, Rote Liste 3: Gefährdet
Rabenkrähe
Buchfink
Grünfink
Goldammer

Zusätzlich am 16.6.03 (Vorbegehung)

Feldsperling
Waldlaubsänger
Kolkrabe
Eichelhäher

Schmetterlinge

Distelfalter
Großer Kohlweissling
C-Falter
Landkärtchen
Rostfarbener Dickkopffalter
Kaisermantel
Schachbrett
Brauner Waldvogel
Kleiner Fuchs
Baumweißling (16.6.03)
Mittlerer Weinschwärmer (als Raupe)
Hausmutter (Nachtfalter)


Letzte Änderung: 6. Oktober 2016


Wolfram Zucker






Links:

http://www.natur-5seenland.de/
Mehr über die Natur in unserer Umgebung

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